Samira in Japan

Mein Jahr in Japan

09.09.2024

Neunter Beitrag

Mit dem Schulbus zur Schule fahren, eine Schuluniform tragen, auch an den Wochenenden an den Clubaktivitäten teilnehmen und während den Ferien trotzdem in die Schule gehen, all das ist für viele Japaner deren Alltag und etwas Selbstverständliches. Für mich ist das aber was ganz Neues, da ich mir einen komplett anderen Alltag gewohnt bin. Weshalb ich also umso aufgeregter war, mal in eine ganz andere Kultur und Lebensweise einzutauchen. Japan ist bekannt für das strenge Bildungssystem und die hohen Erwartungen. Nicht nur kommen die Schüler täglich etwa eine halbe Stunde vor Schulstart in die Klassen, um noch Hausaufgaben zu erledigen, sondern lernen noch bis spät am Abend. Wenn ich meine Freunde nach dem Tennis frage, was sie den Abend noch so vorhaben, bekomme ich oftmals die Antwort, dass sie in einen öffentlichen Studyroom gehen, um noch für zwei, drei Stunden zu lernen. Ganz schön überrascht war ich auch, als ich immer wieder die gleiche Antwort bekam, wenn ich sie fragte, was sie denn in den Ferien geplant haben. Lernen. Dabei melden sich viele für Nachhilfeunterricht an, um zusätzlich ihre Leistungen zu verbessern.

Was mir auch schon früh aufgefallen ist, dass es keine richtigen Abwechslungen während des Unterrichts gibt. Grösstenteils spricht nur der Lehrer und erklärt Themen an der Tafel oder lässt die Schüler Aufgaben lösen. Vor kurzen musste meine Klasse zum ersten Mal in kleinen Gruppen eine Präsentation halten. Ich war erstaunt, wie schwer es ihnen gefallen ist, vor der Klasse zwei Minuten etwas zu erzählen. In der Schweiz fängt man schon früh an, für verschiedene Fächer einen Vortrag vorzubereiten und lernt dementsprechend auch schon früh, dass man laut und deutlich spricht, dass man mit dem Publikum interagiert und dabei auch noch Gestik und Mimik benutzt.  Meine Klassenkameraden kannten das alles nicht und lasen so einfach nur ihren Text vor, ohne richtig die Zuhörer mit einzubeziehen. Denn obwohl man hier jede Woche bis zu vier Prüfungen hat, werden solche Sachen wie vor Leuten einen Vortrag halten, in Gruppen zu diskutieren oder Englisch sprechen, nicht gelernt. Wöchentlich gibt es einen Vokabeltest auf Englisch und somit helfe ich meinen Freunden öfters und frage sie in den Pausen um die 200 Wörter ab, die sie wissen müssen. Und trotzdem können meine Klassenkameraden fast gar kein Englisch. Das liegt daran, dass viele der Vokabeln kaum im Alltag genutzt werden und viele Wörter verstehe ich selbst gar nicht. Der grösste Grund ist aber, dass sie nie im Unterricht Englisch sprechen, sondern sich nur auf die Grammatik konzentrieren. Ich war ganz schön verwirrt, als ich einmal meinen Englischlehrer auf Englisch etwas gefragt habe, da ich ihn nicht verstanden habe und er kurze Zeit später mit seinem Handy zurückkam und mir mithilfe eines Übersetzers antwortete. Allem in allem sind aber Japan super fleissige Schüler, die aber auch manchmal einfach ihr Leben geniessen und nicht nur ans lernen denken.

Es wird nicht nur viel Wert auf gute Leistungen und eine gute Ausbildung gelegt, sondern auch die Sauberkeit wird sehr geschätzt. In einer meiner ersten Blogeinträge habe ich schon darüber geschrieben, dass die Schule grösstenteils von den Schülern sauber gehalten wird. Es ist auch selbstverständlich, dass man, bevor man die Schule betritt, seine Aussenschuhe durch Innenschuhe tauscht. So soll nämlich vermieden werden, dass der ganze Schmutz von draussen nach innen gelangt.

Ein weiterer Unterschied zu meiner Schule in der Schweiz ist die Anzahl der Schüler. Hier in Japan gehen täglich bis zu 2000 Schüler in die öffentliche Schule, hört sich für einige vielleicht nicht nach sehr viel an, wenn man aber aus einem Dorf mit etwa 700 Einwohnern kommt, dann ist das schon eine sehr hohe Summe :). Obwohl ich schon ganze sieben Monate in dieser Schule bin, sehe ich täglich immer wieder neue Gesichter und habe noch lange nicht alle Orte in der Schule gesehen.

Momentan habe ich aber gerade zwei Wochen Frühlingsferien, da das Schuljahr in Japan im März zu Ende ist. Wenn ich also im April wieder zur Schule gehe, bin ich nicht mehr im zweiten Jahr, sondern im dritten und letzten, bevor es dann für viele in eine Universität weitergeht.

Da alle Austauschschüler jetzt Ferien haben, organisierte mein Rotary Distrikt einen dreitägigen Ausflug nach Hiroshima, Kyoto und Osaka. Am 25.03 gings früh am Morgen zum Flughafen und zwei Flugstunden später kamen wir auch schon in Hiroshima an. Dort besuchten wir den Itsukushima-Schrein (schwimmendes Torii) und nachmittags gings zum Hiroshima-Dom. Im Museum nebenan haben wir uns dann mit der schrecklichen Geschichte befasst und auch abends, als wir durch die Strassen zogen, diskutierten wir immer noch über den Vorfall, der vor weniger als 80 Jahren passierte. Am nächsten Morgen ging es dann früh mit dem Shinkansen nach Kyoto, wo wir den ganzen Morgen lang weitere touristische Orte besuchten. Nach einer kleinen Stärkung am Mittag, wurden wir dann zu richtigen Samurai ausgebildet, was mein persönliches Highlight war! Mit echten Schwertern und traditionellem Gewand wurde uns gezeigt, wie man früher gekämpft hatte. Da wir aber noch eine Stadt vor uns hatten, machten wir uns gegen Abend dann noch auf den Weg nach Osaka. Mit einigen Austauschschülern und Rotex ging ich nach Dotonbori, um auch noch das Nachtleben ein bisschen zu erleben. Mit noch weniger Schlaf als am Vortag ging es für uns am letzten Tag unseres Ausflugs zu einem sehr berühmten Freizeitpark. Die USJ (Universal Studios Japan) ist bekannt für den Jurassic Park, World of Harry Potter, Super Nintendo World und ganz viele weitere Attraktionen. Ganze sechs Stunden waren wir dort unterwegs und fuhren sämtliche Achterbahnen. Bei den Japanern ist dieser Park sehr bekannt. Als ich meinen Klassenkameraden davon erzählte, sagten alle, wie gern sie auch dort hingehen würden. Im Grossen und Ganzen war die ganze Reise auch super schön, nur leider war es mit der Zeit echt knapp.

Es ist wirklich eine Herausforderung, in drei Tagen drei Städte zu besuchen! Somit konnten wir uns an einigen Orten gar nicht richtig umsehen, da wir direkt weiter mussten. Trotzdem habe ich wunderschöne Erinnerungen sammeln dürfen, für die ich unendlich dankbar bin! Bis zum nächsten Mal!

Achter Beitrag

Mein Zeitgefühl habe ich schon lange verloren. Die Tage fliegen nur so an mir vorbei und mir ist erst richtig bewusst, dass wieder ein Monat vergangen ist, wenn mal wieder ein Rotary Meeting bevorsteht. Den Weg kenne ich auswendig. Durch die Hintertür einer Bank, in den dritten Stock und das Zimmer am Ende des Flurs. Nach einer kurzen Begrüssung und einem freudigen Empfang, überlegte ich mir, was ich mir dieses Mal zum Mittagessen aussuchen sollte. Wie wäre es mit Curryreis, vielleicht Udon, oder doch Katsudon? Nachdem ich fertig gegessen habe, helfe ich meistens, indem ich allen eine Tasse Kaffee einschenke, bevor es dann losgeht. Das alte Radio spielt eine Musik ab, bei der dann alle Mitglieder mit vollem Herzen die Strophen des Rotary Liedes mitsingen.  Ich finde, das sollte man auch so in der Schweiz einführen 🙂 . Danach wird dann das Meeting eröffnet. Zuerst gibt es ein paar Reden, bevor ich dann an der Reihe bin. Die Vorträge machen mir nichts mehr aus, da ich mich schon daran gewöhnt habe, jeden Monat etwas über mein Leben zu erzählen. Die Aufregung, die ich anfangs immer verspürt habe, ist nun komplett verschwunden. Es fühlt sich an, als würde ich meinen Freunden von meinen Abenteuern erzählen. Jeder hört mir mit vollem Interesse zu und es macht mir jedes Mal eine Menge Spass. Meistens überlege ich mir am Vortag, was ich alles erzählen möchte, um während dem Erzählen einen groben Plan zu haben, denn Notizen habe ich keine dabei. Ich sehe darin nämlich immer eine Chance, das freie Sprechen zu üben. Nachdem mir dann der Clubpräsident mein Taschengeld übergibt, ist die Konferenz dann auch schon wieder vorbei und ich helfe beim Aufräumen.

Wenn ich samstags noch nichts vorhabe, treffe ich mich meistens am Morgen mit einigen Rotariern zum Softball-Tennis. Es ist relativ ähnlich wie normales Tennis, nur ist der Ball um einiges grösser und mit Luft gefüllt. Die meisten sind schon alle über 60 Jahre alt, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Zum einen sehen sie alle nicht nur jünger aus, sondern sind auch noch topfit und haben immer gute Tricks auf Lager! Deshalb stört es mich überhaupt nicht, die Jüngste zu sein. Jeder von ihnen ist super lieb und aufgeschlossen, sobald das Spiel dann aber beginnt, sind sie wie ausgewechselt und einer spielt gemeiner als der andere. Meistens bin ich nach den 2h 30min Stunden dann auch fix und fertig, gleichzeitig freue ich mich aber auch schon wieder auf das nächste Mal!

Mit meinem Distrikt (Saitama 2770) treffe ich mich auch öfters, genauer gesagt jede Woche. Montags oder donnerstags habe ich von 16:30 Uhr bis 18:00 Uhr japanisch Unterricht mit den anderen Austauschschülern. Wir wurden in zweier Gruppen aufgeteilt und werden von einem Lehrer unterrichtet. Darauf freue ich mich immer besonders, da das Lernen zu zweit viel mehr Spass macht als alleine. Im ganzen Distrikt sind wir 15 Austauschschüler, mit denen ich schon eine richtig gute Bindung aufbauen konnte!

Vom Rotex werden dann auch immer mal wieder Ausflüge organisiert, bei denen wir die Kultur mehr kennenlernen dürfen. Diesen Februar gingen wir zusammen auf einen dreitägigen Skitrip. Wir alle freuten uns schon lange auf diesen Ausflug und waren somit auch in bester Stimmung! Während der Busfahrt hörten wir laut Musik und spielten gegeneinander Mario Kart und somit verging die Fahrt wie im Fluge. Am späten Nachmittag kamen wir dann endlich an. Die Skipisten waren direkt neben dem Hotel, was bedeutete, dass wir am nächsten Morgen einfach direkt vom Hotel aus rüber zu den Pisten laufen konnten. Wir bekamen unsere Skiausrüstung und richteten uns in unserem Zimmer ein. Abends trafen wir uns zuerst zum Abendessen und danach spielten wir noch einige Spiele, bis es dann um 10 Uhr Nachtruhe hiess. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass wir alle schön brav ins Bett gingen. 🙂 Wir merkten gar nicht, wie die Zeit verging, bis auf einmal jemand sagte, er hätte Lust auf Eis. Gesagt, getan, wir machten uns auf und fanden auch schon kurz danach einen Automaten mit Eiscreme. Da es schon 1 Uhr morgens war, versuchten wir natürlich so leise wie möglich zu sein, bis auf einmal ein Rotarier neben uns stand. Wir blieben alle erstarrt stehen, als er sich gemütlich etwas zu trinken kaufte, uns eine gute Nacht wünschte und wieder zurück in sein Zimmer ging.

Am nächsten Morgen konnte man uns die Müdigkeit ansehen, doch sobald wir uns kurz nach dem Frühstück, auch schon fertig angezogen, neben der Skipiste trafen, war die Schläfrigkeit wie weggeblasen. Vom Morgen um neun Uhr bis um vier Uhr nachmittags waren wir auf den Pisten unterwegs. Die Österreicherin und ich hatten nämlich einen Plan zu verfolgen. Der lautete, der Mexikanerin, die das zweite Mal auf den Skiern stand, das Skifahren beizubringen und das innerhalb eines Tages. Wir setzten uns das Ziel, dass sie am nächsten Morgen die steile Piste für Fortgeschrittene ohne Hilfe herunterfahren kann. Ich war wirklich überrascht, wie schnell sie lernte und schon am nächsten Morgen, mit noch weniger Schlaf als am Vortag, fuhr sie die Pisten wie ein kleiner Profi runter! Mein Herz blieb einige Male stehen, als sie mit ausgestreckten Armen und mit einer rasenden Geschwindigkeit den Hügel herunterfuhr. Aber sie hat es geschafft! Durch die Ausflüge lerne ich die Austauschschüler nochmals von einer ganz anderen Seite kennen und sie wachsen mir immer mehr ans Herz. Sie alle kennen die Gefühle und Sorgen, die man während eines Austausches hat, und darüber zu reden und verstanden zu werden, tut echt gut! Es gab so viel zu lachen, zu besprechen und zu entdecken, dass die drei Tage viel zu kurz waren und wir alle echt traurig waren, als es schon wieder nach Hause ging.

Tipp:
Ich bin von der Qualität der Früchte sehr positiv überrascht! Sie schmecken hier besonders Süss und man merkt, wie viel Liebe und Zeit die Japaner in den Anbau und das Züchten stecken. Also unbedingt beim nächsten Besuch die Früchte, vor allem die Erdbeeren (Winter) und Trauben (Sommer) probieren.

Siebter Beitrag

Der Beginn des Jahres 2025 stellte sich als Achterbahn der Gefühle heraus. Zum einen hätte ich mir keinen besseren Einstieg ins neue Jahr vorstellen können und zum anderen wars bis jetzt auch eine der härtesten Zeiten meines Austauschjahres. Doch beginnen wir mal von vorne. Ich durfte mit meiner Gastfamilie über Neujahr in den Skiurlaub fahren. So komisch sich das jetzt auch anhört, es waren meine ersten Skiferien! Ich bin im Engadin gross geworden, weshalb ich nie wegfahren musste, da ich die Pisten direkt vor meiner Haustüre habe. Somit konnte ich, wann immer ich Lust und Zeit hatte, Skifahren gehen. Meine Wintersachen in einen Koffer packen, Skier auf das Auto laden und vier Stunden nach Nagano in ein Skiresort zu fahren, war also was ganz Neues für mich und somit auch dementsprechend super aufgeregt. Bei der langen Autofahrt fielen mir die Augen zu und als ich aufwachte, konnte ich es kaum glauben. Draussen schneite es und alles war mit einer dicken Schneeschicht bedeckt. So wie ich mich in diesem Moment gefreut habe, konnte man meinen, ich würde zum ersten Mal Schnee sehen 🙂 Nachdem wir in dem kleinen schneebedeckte Dorf ankamen und alles vor dem Hotel ausgeladen hatten, durfte eine kleine Schneeballschlacht natürlich nicht fehlen.

Am Silvesterabend gab es dann traditionelles japanisches Essen, unter anderem auch Toshikoshi Soba. Das sind dünne Buchweizennudeln, die man zusammen mit einer leckeren Mentsuyu Sauce (aus Soya) kalt oder warm isst. Der japanische Aberglaube besagt nämlich, dass die langen Nudeln ein langes Leben gewährt. An Neujahr dürfen Mochis natürlich auch nicht fehlen, denn traditionell symbolisieren sie viel Glück und Wohlstand. Den Reisteig hatte man früher in einem Topf mit einem grossen Holzhammer zu einer klebrigen Masse geschlagen.

Mit vollem Magen zogen wir uns zurück in unser Zimmer und warteten gespannt auf das neue und aufregende Jahr, das uns bald bevorstand. Wir verbrachten unsere Zeit damit, UNO zu spielen, und lauschten dem Schneesturm, der in der Nacht hereingebrochen war. Ich fand es super schön, diesen Moment einfach nur in einem kleinen Hotelzimmer in den Bergen mit meiner Gastfamilie zu verbringen. Gleich danach ging es aber für uns dann auch schon ins Bett, da wir am Tag darauf schon früh aufstehen wollten, um den Tag zum Skifahren zu nutzen.

Am nächsten Morgen standen wir also um Punkt neun Uhr vor dem Skilift. Oben angekommen, hatten wir eine wunderschöne Aussicht auf die umliegende Berglandschaft. Man konnte den Berg entweder durch den Tiefschnee hinunterfahren oder die präparierte Piste nutzen. Normalerweise fahre ich nicht gerne durch den Tiefschnee, weil der Schnee in der Schweiz viel zu fest und schwer ist, was das Herunterfahren gefährlicher macht, als die gemachten Pisten. Hier in Japan bin ich aber ein grosser Fan vom Tiefschneefahren geworden! Er ist viel leichter und fluffiger, was es beim Hinfallen viel angenehmer macht. Die Füsse brennen danach aber trotzdem 😉 So verbrachten wir zwei Tage mit Skifahren, bevor es dann weiter nach Karuizawa ging. Dort übernachteten wir eine Nacht und konnten unsere Zeit als Familie nochmals so richtig geniessen, denn bald hiess es leider schon Abschied nehmen. Obwohl ich mich auf die neue Familie freute, war ich auch sehr traurig, weil mir meine erste Gastfamilie echt richtig ans Herz gewachsen ist. Am letzten Abend bedankte ich mich für die schöne Zeit, mit einem Brief, den ich auf Japanisch geschrieben habe, und einem kleinen Video mit unseren schönsten Momenten. Obwohl ich wusste, dass ich sie jederzeit besuchen gehen konnte, tat der Gedanke, dass ich sie nicht mehr jeden Tag sehe und wir nie wieder wie eine Familie zusammen leben werden, echt weh. Und so gab es an diesem Abend auch ein paar kleine Tränen…

Mein Start in die neue Familie war bedauerlicherweise nicht so wie erhofft, da ich am ersten Abend krank wurde. Ich schlief überhaupt nicht gut, hatte Fieber, Übelkeit und mir war durchgehend schwindelig. Somit verliess ich ganze zwei Tage lang kaum mein Zimmer, ass nichts und blieb so gut es ging nur im Bett. Während dieser Zeit kannte ich weder meine Gastfamilie noch die Umgebung sehr gut, weshalb ich mich sehr unwohl fühlte. Dazu bekam ich zum ersten Mal so richtig fest Heimweh, was das Ganze nicht gerade besser machte. Glücklicherweise ging es mir am dritten Tag wieder viel besser, aber mein Heimweh dauerte noch die ganze Woche lang an. Das fand ich fast noch schlimmer als krank zu sein, da man gegen Krankheiten Tabletten nehmen kann, aber gegen Heimweh gibt es keine wirkliche Lösung. Es wurde aber von Tag zu Tag besser und ich konnte die ganzen Gespräche mit meiner zweiten Gastfamilie nachholen. So lernten wir uns immer besser kennen und ich konnte mich nun vollständig einleben. Ich habe zwei jüngere Geschwister, was bedeutet, dass es nie langweilig wird. Es gibt immer viel zum Lachen, und ich habe herausgefunden, dass ich mit meiner Gastmutter ganz viele Interessen teile. Wir beide lieben zum Beispiel die Band Måneskin und singen somit gerne im Auto zu den Liedern dazu.

Allgemein liebe ich aber das Leben eines Austauschschülers! Diesen Januar standen meinen Klassenkameraden viele Prüfungen bevor, an denen ich nicht teilnehmen musste. Somit hatte ich fast den ganzen Januar frei und konnte mich somit mit den anderen Austauschschülern oft in Cafés oder Restaurants treffen. Einer meiner besten Erlebnisse diesen Monat war, als ich mit einer Mexikanerin alleine für einen ganzen Tag nach Tokyo fuhr. Wir gingen shoppen und genossen einfach das Stadtleben. Dieses Gefühl von Freiheit war kaum zu beschreiben! Ich bin einfach so froh, wie viele wunderbare Leute ich schon kennenlernen durfte und merke somit jeden Tag immer wieder, wie froh ich bin, diese Chance genutzt zu haben! Durch Rotary konnte ich nicht nur mit Japaner/-innen aus meiner Schule eine Freundschaft aufbauen, sondern mit Menschen aus der ganzen Welt.

PS: Für alle fleissigen Leser/-innen, die sich fragten, was aus meinem Zopf geworden ist. Der Ofen meiner ersten Gastfamilie war leider kaputt, weshalb es nie geklappt hatte. Dafür konnte ich meine zweite Familie mit einem leckeren Zopf überraschen, der nicht nur gut aussah, sondern auch sehr fein schmeckte:)

Sechster Beitrag

Als ich Ende August im Flugzeug Richtung Japan sass, dachte ich, dass ich die Insel nicht mehr so schnell verlassen werde. Da lag ich aber ganz schön falsch, da ich mich Anfang Dezember schon wieder auf dem Weg zum Narita Flughafen machte. Es ging für mich ganze sechs Tage lang auf Klassenfahrt! Und das nicht einfach schnell mit dem Zug in einen anderen Teil des Landes, sondern ganze neun Stunden mit dem Flugzeug in den Süden. Ich durfte nämlich mit meinen Klassenkameraden zusammen Australien entdecken. Die Aufregung in der Schule wuchs natürlich von Tag zu Tag mehr und es gab irgendwann auch kein anderes Thema mehr. Aber auch verständlich, da es für viele zum ersten Mal in ein anderes Land ging und somit auch das Fliegen etwas ganz Neues für sie war. Die Schule will nämlich damit den Schülern eine Möglichkeit geben, auch mal eine andere Kultur und ein anderes Land zu sehen. Denn eines habe ich hier in Japan schon früh erkannt, viel Ferien gibt es für die Japaner und Japanerinnen nicht. Mit ein paar meinen Freunden machte ich mich also am sechsten Dezember auf den Weg zum Flughafen. Während alle etwa fünfmal nochmals kontrollierten, ob sie ja alles dabei haben, fragte ich mich, ob wir wirklich nur sechs Tage unterwegs sind, da alle einen grösseren Koffer dabei hatten, als ich überhaupt nach Japan mitgenommen habe. Da uns gesagt wurde, dass wir fast jeden Tag die Schuluniform anziehen müssen, hätte mir eigentlich nur schon ein einfacher Rucksack gereicht. Was meine Klassenkameraden also alles mitgenommen haben, weiss ich bis heute nicht. Die Aufregung unter den Schülern wurde von Minute zu Minute grösser und kam zum Höhepunkt, als es hiess, «Welcome to Australia». Wir kamen früh am Morgen an und wurden, nachdem wir alle unser Gepäck abgeholt haben und an den Kontrollen vorbei waren, von einem Bus abgeholt. Der begleitete uns jeden Tag und fuhr uns zu den verschiedenen Orten. Der Bus brachte uns zu einem kleinen Berg, von dem wir auf die Stadt Brisbane und auf das Meer eine wunderschöne Aussicht hatten. Nachdem wir dann noch bisschen die Stadt erkundet hatten und wir in einem Museum waren, gings am Nachmittag dann endlich nach Gold Coast zu unserem Hotel. Im siebten Stock, mit Ausblick auf das Meer, richtete ich mich mit einer anderen Klassenkameradin ein, bevor es zum Abendessen ging. Am nächsten Tag besuchten wir einen Zoo, in dem wir Koalas und Kängurus besichtigen und auch streicheln konnten. Es gab sogar eine Pflegestation, wo wir den Mitarbeitern zusehen konnten, wie sie verletzte Tiere versorgten. Nachmittags suchten wir eine australische Farm auf, bei der wir auch zu Abend assen. Am vierten Tag meiner Klassenreise ging es zuerst in den Springbrook National Park und danach hatten wir den Rest des Tages frei. Meine Freunde und ich suchten ein Shoppingcenter auf, in dem wir eine schöne Zeit zusammen hatten. Am letzten Tag besuchten wir den Movie World Park und da musste ich natürlich wieder all die coolen Achterbahnen ausprobieren 🙂 Die Zeit in Australien verflog sehr schnell und somit ging es, nachdem wir um fünf Uhr morgens den Sonnenaufgang am Strand gesehen haben, zurück zum Flughafen und zurück zu meinem zweiten Zuhause.

Weihnachten in Japan zu verbringen war für mich schon ein aufregender Gedanke, aber dann auch noch die Weihnachtszeit in Australien verbringen zu dürfen, war einfach der Hammer! Obwohl ich nie richtig in Weihnachtsstimmung kam, da es in Australien momentan Sommer ist und es täglich um die 30 Grad heiss war, genoss ich mal eine ganz andere Vorweihnachtszeit. In Japan war es dafür kälter, aber nie so kalt, dass es schneite und bevor ich es also richtig realisieren konnte, war es auf einmal schon der 25. Dezember. Den ganzen Morgen lang backte ich mit meiner Gastschwester Weihnachtskekse, was super lustig war! Gemeinsam mit meinen Gastgrosseltern assen wir dann zu Abend und öffneten unsere Geschenke. Wir spielten Spiele, hörten Musik und hatten einfach eine wunderschöne Zeit zusammen. Es war einer der schönsten Abende bis jetzt, der mir sicher noch ganz lange in Erinnerung bleiben wird!

So schön und aufregend diese Zeit aber auch war, so merke ich, dass ich mein Zuhause vermisste. Die beste Zeit im Jahr ohne meine Familie und Freunden zu verbringen, war schon nicht immer ganz leicht. Es gab einfach Momente, in denen ich wünschte, bei meinen liebsten Menschen zu sein. Ich merkte das erste Mal so richtig, wie lange ich sie alle nicht mehr gesehen habe und wie sehr sie mir eigentlich fehlten. Meine Gastfamilie und Freunde lenkten mich aber so gut es ging ab und ich konnte die Zeit trotzdem super gut geniessen. Ich hoffe auf jeden Fall, ihr habt alle eine superschöne Weihnachtszeit hinter euch und rutscht gut in das Jahr 2025! Ich bin schon gespannt was mich im neuen Jahr alles so erwarten wird 🙂

Fünfter Beitrag

Diesen November werde ich wahrscheinlich nicht mehr so schnell vergessen. Ich habe so viel erlebt und war oft irgendwo unterwegs. Es begann Anfang des Monats, als es für mich ins DisneySea ging. Ich wurde spontan eingeladen, mit zwei Austauschschülern, einer Gastschwester und Gastmutter zusammen den Tag dort zu verbringen. Das DisneySea befindet sich in der Nähe des Disneylands in Tokyo. Beide Parks sind eigentlich recht ähnlich, der einzige grosse Unterschied ist, dass das DisneySea die modernere Variante mit neueren Attraktionen ist. Es war ein langer und aufregender Tag, da wir von der Eröffnung bis kurz vor der Schliessung im Park unterwegs waren. Das Highlight war wirklich am Schluss, als die einzelnen Disney Charaktere zusammen Lieder sangen und es dazu ein grosses Feuerwerk und eine Lichtshow gab. Ich hatte wirklich Gänsehaut und bekam meinen Mund gar nicht mehr zu vor Staunen!

Am 14. November ging ich dann in einen weiteren Freizeitpark, der bei Touristen nicht so bekannt ist. Es handelt sich um den FujiQ Highland. Ein Park mit vielen unglaublichen Achterbahnen für Klein und Gross. Bei einer Achterbahn musste man sogar die Schuhe ausziehen, da man sich während dem Fahren dreht. Somit fuhr man Kopf voraus einen steilen Abhang hinunter und das mit einer Geschwindigkeit von 126 km/h. Ich würde also sagen, es ist auf jeden Fall einen Besuch wert, für alle Achterbahn Liebhaber! Und vor allem mit ein bisschen Glück kann man während der Fahrt sogar den Mount Fuji sehen. Bei mir war es an diesem Tag leider bewölkt, ich hatte aber trotzdem sehr viel Spass mit meiner Gastfamilie und auf jeden Fall einen gewaltigen Adrenalinschub 🙂

Um das Ganze noch zu toppen, besuchte ich Ende November noch das Disneyland. Meine Gastfamilie hatte das schon lange mit mir geplant und so freute ich mich wie ein kleines Kind über einen Monat auf diesen Tag! Wir fuhren viele Attraktionen, erkundeten den Park und assen viel ungesundes aber feines Essen. Mein persönlicher Favorit war der riesige Schokoladen-Churro.
Drei Freizeitparks in einem Monat klingt vielleicht jetzt nach viel, aber ich bereue auf jeden Fall keinen einzigen Moment und würde es sofort wieder tun!

Um aber auch noch ein bisschen in die japanische Kultur einzutauchen, nahmen mich meine Gastfamilie und meine Gastgrosseltern mit in die Berge, genauer gesagt zu den Shima Onsen. Dort übernachteten wir in einem typisch japanischen Hotel und besuchten verschiedene heisse Bäder. Am Eingang wird man schon von dem Personal empfangen und nachdem man eingecheckt hat, kann man sich ins Zimmer zurückziehen. Dort werden dann Yukatas vorbereitet, in denen man dann durch das Hotel zu den verschiedenen heissen Quellen laufen kann. Beim Abendessen wird man dann in einen separaten Raum gebracht, in dem man dann ungestört mit seiner Familie essen kann und dabei trägt man dann immer noch das Gewand. Sobald man ins Zimmer zurückkommt, sind die Betten schon vorbereitet. In einem traditionellen japanischen Hotel schläft man nicht in einem Bett, sondern es werden auf dem Tatamiboden (Tatamimatten werden aus getrockneten und gepressten Reisstroh hergestellt) mehrere Matratzen parat gelegt. Den Tag über wird der Raum als Wohnzimmer genutzt und wird dann von dem Personal am Abend, während man am Abendessen ist, zu einem Schlafzimmer umgewandelt.
Die Shima Onsen werden vor allem am Wochenende von vielen Japanern besucht, um sich zu entspannen und um vom täglichen, stressigen Stadtleben zu entkommen. Dies kann ich sehr gut nachvollziehen, da es ein sehr befriedigendes Gefühl ist, wenn man in einem heissen Quellwasser sitzt und dabei auf die wunderschöne Berglandschaft mit all den rot- und orangefarbenen Bäumen schaut.

Ich könnte jetzt noch stundenlang weiterschreiben, was ich alles so erlebt habe, aber erstens würde dieser Text dann viel zu lange werden und zweitens will ich diesen Blog noch ein bisschen mehr meiner Gastfamilie widmen. Denn die meisten Abenteuer, von denen ich hier berichte, habe ich meiner Gastfamilie zu verdanken, da sie mir all diese Reisen ermöglichen. Nur schon am ersten Tag, als ich in Japan ankam, wurde ich mit offenen Armen empfangen und sofort zu einem Familienmitglied. Ich habe einen super lustigen und fürsorglichen Gastvater, der mich immer zum Lachen bringt. Meine Gastmutter ist eine sehr aufgeschlossene und gutherzige Frau mit einem grossen Herzen. Sie ist jederzeit für mich da und macht mir täglich für die Schule eine super leckere Lunch Box parat. Zu meiner jüngeren Gastschwester konnte ich auch eine enge Bindung aufbauen. Sie ist ein sehr fröhliches Mädchen mit vielen Hobbys und Interessen. Am liebsten will sie alles mit mir zusammen erleben und unternehmen, was ich wirklich herzig von ihr finde! Meinem Gastbruder steht bald eine grosse Prüfung bevor, weshalb ich ihn nicht so oft sehe, aber die Zeit, die ich mit ihm verbringe, geniesse ich natürlich! Ich freue mich auch immer auf den Dienstag und Samstag, da meine Gastgrosseltern dann vorbeikommen. Meine Grossmutter kocht dann jedes Mal leckeres Essen, vor allem ihre selbstgemachte Tempura schmeckt sehr gut! Und zu guter Letzt die zwei Katzen Maru und Ring, plus der Hund Yuri. Es ist eine grosse Familie und alle haben schon jetzt einen Platz in meinem Herzen! Mir ist bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, was meine Gastfamilie alles für mich macht, und deshalb bin ich ihnen auch so dankbar dafür! Egal, wie schlecht mein Tag auch war, Zuhause werde ich immer mit einem Lächeln empfangen. Und was ich auf jeden Fall nie vergessen werde, sind so Momente wie am Morgen, wenn man zusammen am Frühstückstisch sitzt und dabei auf den Mount Fuji blickt, oder wenn ich den Abwasch erledige und dabei meiner Gastmutter und Schwester beim Klavierspielen zuhöre. Aber auch die Momente, wenn Maru am Abend, wenn ich im Bett liege, meine Tür von selbst öffnet und sich neben mich einkuschelt, sind unvergesslich! Einerseits freue ich mich auf meine nächste Familie, zu der ich Anfang Januar wechsle, aber andererseits bin ich auch echt traurig, dass ich meine jetzige verlassen muss. Da sie aber sehr gut mit meinen anderen zwei Gastfamilien befreundet sind, werde ich sie wahrscheinlich trotzdem immer wieder sehen und sie haben mir auch schon versprochen, immer noch Sachen mit mir zu unternehmen. Auf jeden Fall bin ich froh, die Weihnachtszeit mit ihnen verbringen zu dürfen und ich werde sie natürlich ganz fest geniessen 🙂

Vierter Beitrag

In einem Austauschjahr hat man die Chance, viele neue Erfahrungen zu sammeln und unvergessliche Abenteuer zu erleben. So schön und aufregend so ein Austausch auch ist, kann es trotzdem manchmal zu einer echten Challenge werden. Meine momentan grösste und einzige Herausforderung ist die Sprache. Vor allem am Anfang hatte ich nicht nur mit den japanischen Schriftzeichen (Hiragana, Katakana und Kanji) zu kämpfen, sondern hauptsächlich mit der Kommunikation. Das ist hier in Japan besonders wichtig, da viele Japaner wenig bis zu gar kein Englisch können. Und auch wenn sie die Sprache eigentlich ein bisschen beherrschen, sind sie meistens zu schüchtern oder schämen sich, sie zu benutzen. Somit war es für mich anfangs echt schwer, mich richtig zu verständigen oder Unterhaltungen zu führen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich manchmal wirklich gefragt habe, wenn ich mal wieder weder meine Lehrer noch meine Klassenkameraden verstanden habe, wieso ich nicht einfach in ein englischsprachiges Land gereist bin. Das wäre doch viel einfacher. Dann wird mir aber ganz schnell wieder bewusst, dass ich mich ganz bewusst dafür entschieden habe und ich die ganzen Abenteuer nie erlebt hätte, die ich bis jetzt schon erleben durfte. Und seien wir mal ehrlich, es wäre doch langweilig, wenn alles immer so easy-peasy wäre 😉 .

Da ich also gezwungenermassen von Anfang an so schnell wie möglich Japanisch lernen musste und ich jetzt schon seit 2 Monaten in Japan bin, kann ich schon ganz klar einen Unterschied sehen. Es fällt mir von Tag zu Tag leichter, Gespräche zu führen und auch wenn ich noch weit weg bin, dass ich die Sprache fliessend sprechen kann, bin ich trotzdem schon stolz auf mich, wie viel ich in 2 Monaten hingekriegt habe. Meine Gastfamilie und Freunde helfen mir auch immer sehr gerne, wenn ich eine Frage habe oder etwas nicht verstehe. Ich bin ihnen dafür sehr dankbar! Auch die monatlichen Präsentationen, die ich vor meinem Rotary Club halten muss, helfen mir dabei, immer selbstbewusster zu werden. Bei einer meiner Präsentationen habe ich aus Versehen zwei Wörter verwechselt und sagte, anstatt dass meine Freunde echt nett sind, dass meine Freunde echt fein schmecken. Das war mir zuerst peinlich, aber schlussendlich brachte ich alle zum Lachen, was doch auch ein gutes Zeichen ist 🙂 ! Obwohl mich die japanische Sprache nicht immer so begeistert, bin ich umso mehr von der Kultur fasziniert!

An einem Wochenende ging ich mit meiner Gastfamilie nach Nikko, eine berühmte Gegend mit viel Natur und wunderschönen Schreinen. Wir waren ganze drei Stunden dort und sahen uns alles an. Es war gewaltig und ich konnte so richtig in die japanische Welt eintauchen! Letztes Wochenende durfte ich noch mehr die Natur bewundern, da meine Gastfamilie mit mir in die Berge fuhr zum Wandern. Obwohl ein eisiger Wind uns den ganzen Weg auf den Berg begleitete, genossen wir es trotzdem sehr. Wie konnten wir auch anders, die Bäume waren in den wunderschönsten herbstlichen Farben und die Aussicht war bezaubernd! Zum Aufwärmen und zum Entspannen ging es für uns dann noch in eine öffentliche Onse. Dort gab es vier verschiedene Becken mit jeweils anderen Temperaturen. Die tiefste Temperatur war 41 Grad und die höchste 46 Grad. Natürlich musste ich alle ausprobieren, aber im heissesten Becken habe ich es nicht lange ausgehalten. Die Frauen dort waren alle sehr nett und es haben mich sogar welche angesprochen, da es nicht üblich ist, dass eine “Touristin” diese Onse besucht. Schlussendlich hat sich dann herausgestellt, dass eine der Frauen auch vor vielen Jahren einen Austausch mit Rotary gemacht hat. Und wie es der Zufall wollte, kam später eine andere Japanerin dazu und erklärte uns, dass sie auch ein Austauschjahr mit Rotary gemacht hat und das in der Schweiz! Da merkt man wieder, wie klein doch die Welt ist. Den Tag liessen wir mit einem Käsefondue ausklingen. Meine Gastfamilie wollte das unbedingt ausprobieren und da wir auf dem Weg nach Hause zufällig ein Käserestaurant gefunden haben, mussten wir die Chance nutzen. War natürlich nicht so gut wie ein richtiges stinkiges Schweizer Käsefondue, aber es war trotzdem lecker. 🙂

Dritter Beitrag

«Die Zeit vergeht wie im Flug», dieser Ausdruck beschreibt mein Leben gerade am besten! Nun bin ich schon einen ganzen Monat hier in Japan und trotzdem ist immer noch jeder Tag so abwechslungsreich! Da ich nach zwei Wochen Schule schon wieder Herbstferien hatte, konnte ich meine Tage so gestalten, wie ich es gerne wollte. Somit ging ich manchmal spontan mit meinen Freunden in ein Einkaufszentrum und wir assen zusammen zu Mittag oder zu Abend. Die Preise für eine grosse Portion sind vergleichsweise zu der Schweiz sehr tief, was ich sehr cool finde! Vor allem war bis jetzt wirklich jedes Essen, das ich probiert habe köstlich und ich würde auch sagen, dass mein meistbenutztes Wort momentan «Oishii» ist, was übersetzt lecker bedeutet. 🙂

Ausflüge nach Tokyo durften natürlich auch nicht fehlen, weshalb ich mit meiner Gastmutter und einer Austauschschülerin für einen Tag nach Tokyo gegangen bin. Wir besuchten die Takeshita Street, die vor allem von Jugendlichen besucht wird. Dort gibt es riesige Zuckerwatten, herzige Cafés und haufenweise bunte Läden mit verrückten Styles. Danach ging es weiter nach Shibuya, die nur eine Station weiter ist. Ich bin immer wieder überwältigt, wie viele Leute jedes Mal über diese Strasse gehen. Das zweite Mal, als ich in Tokyo war, ging ich mit einer Austauschschülerin und ihrer Gastmutter nach Ginza in ein Aquarium. Dabei liehen wir uns ein traditionelles Gewand namens Yukata aus, das sehr berühmt ist hier in Japan. Da man sich in diesem Kleid nicht sehr gut bewegen kann, kommt man nur mit sehr kleinen Schritten voran. Wir fanden das super lustig, da wir jedes Mal wahrscheinlich so bescheuert ausgesehen haben, wenn wir noch schnell die Strasse überqueren mussten und dabei nicht sehr grosse Schritten machen konnten. Das Aquarium selber hat mir eigentlich sehr gefallen, nur taten mir die Fische, die in einem viel zu kleinen Aquarium ohne Pflanzen und wenig Platz leid.

Mein persönliches Highlight war aber der Wochenendausflug mit meiner Gastfamilie. Für uns ging es für eine Nacht in die Berge, genauer gesagt nach Karuizawa. Dort übernachteten wir für einen Tag in einem Hotel und ich durfte zum ersten Mal in eine Onse gehen. Ich habe mich mega darauf gefreut und es war wirklich wunderschön! Man sass in einem etwa 40 Grad heissen Becken und hatte einen wunderbaren Blick auf den noch aktiven Vulkan Asamayama. Ich war danach auch so entspannt, dass ich am nächsten Tag die ganze Autofahrt schlief und zu Hause gerade wieder ins Bett fiel und bis am nächsten Tag durchschlief.

Wenn ich ehrlich bin, dann bin ich momentan einfach nur von diesem Land fasziniert! Die Kultur, das Essen und die Menschen sind einfach so besonders und verzaubern mich jedes Mal! Wenn mich die Leute fragen, was mir nicht so gefällt, dann kann ich ihnen nie eine Antwort geben. Wenn ich aber etwas finden müsste, was mir hier weniger gefällt als in der Schweiz, dann würde ich sagen, das Frühstück. Ein einfaches Stück Zopfbrot mit Butter und Marmelade vermisse ich schon manchmal. Aber auch dafür gibt es eine Lösung! Da ich schon öfters zu Hause einen Zopf gemacht habe, kenne ich das Rezept. Wieso also nicht einfach einen selber backen? Bin schon gespannt, wie es meiner Gastfamilie schmeckt 🙂

Zweiter Beitrag

Nachdem ich eine Woche lang vieles erkundet und ich mich langsam eingelebt hatte, fing am Montag der Ernst des Lebens an, die Schule 🙂 . Am Morgen durfte ich mich zuerst beim Schuldirektor, danach im Lehrerzimmer mit etwa 30 Lehrern und schlussendlich noch vor meiner Klasse auf Japanisch vorstellen. Dabei sagte ich immer wieder meine sechs auswendig gelernten Sätze auf und lächelte höflich, wenn sie mir auf Japanisch antworteten und ich jedes Mal kein einziges Wort verstanden habe. Danach ging es aber endlich mit dem Unterricht los und mir wurde schnell bewusst, dass es hier sehr viele Unterschiede zu meiner Schule in der Schweiz gibt. Zu Beginn und am Ende jeder Lektion müssen alle Schüler sich kurz vor dem Lehrer verbeugen, um so Respekt zu zeigen. Dabei ruft jedes Mal ein ausgewählter Schüler das Wort “Kiritsu”, was so viel wie “aufstehen” bedeutet und fordert somit alle anderen auf aufzustehen und sich zu verbeugen. Während dem Unterricht steht der Lehrer vorne und erklärt etwas oder gibt den Schülern Aufgaben. Dabei ist mir aufgefallen, dass es eher Frontalunterricht ist. Also das bedeutet, dass die Schüler zuhören und sich Notizen machen und ausschliesslich die Fragen vom Lehrer kommen. Ihm ist es dabei völlig egal, wenn nun ein Schüler während der Lektion einschläft, weshalb das auch öfters passiert. Ich darf in der Lektion an meinen eigenen Sachen arbeiten. Auch wenn ich fast nie etwas verstehe, nehme ich an den Prüfungen teil. Es macht eigentlich auch riesen Spass, da die Prüfungen für mich sowieso nicht zählen.

Am Mittag ist es üblich, dass jeder seine eigene Lunchbox mitnimmt und man dann als Klasse im Klassenzimmer zusammen Mittag isst. Und das, obwohl es eigentlich eine Mensa gibt, wo man sich Ramen oder Curry-Reis holen könnte. Danach geht es mit dem Unterricht weiter und etwa um 15:30 Uhr ist dann die Schule vorbei, aber bevor es nach Hause oder zu irgendeiner Clubaktivität geht, gibt es noch einige Aufgaben zu erledigen. Da die Schule nicht viele Putzkräfte hat, wird nach dem Unterricht von den Schülern die Schule sauber gehalten. Zum einen muss jede Klasse ihr eigenes Zimmer sauber halten und zum anderen bekommen sie noch eine separate Aufgabe. Das kann vom Schulflur bis zum Badezimmer putzen gehen. Meine Gruppe musste diese Woche das Badezimmer putzen. Dabei muss man das Klopapier auffüllen, die Mülleimer entleeren und auch das WC putzen. Ich finde das sehr erstaunlich. Meine Schule in der Schweiz hat Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass die Schule ordentlich bleibt. Somit gibt es Schüler, die es einfach nicht interessiert, wie sie ein Zimmer hinterlassen. Hier in Japan nimmt jeder viel mehr Rücksicht auf solche Sachen. Und ich muss ehrlich sagen, das Badezimmer mit meinen Klassenkameraden zu putzen macht eigentlich noch sehr viel Spass :). Nachdem die Schule also ordentlich ist, geht es für viele in eine Clubaktivität. Das wird hier in Japan sehr angesehen und die Aktivitäten finden auch meistens bis zu fünfmal in der Woche statt. Ich habe mich sehr schnell für Tennis entschieden, obwohl ich darin eigentlich gar nicht so gut bin. Aber am Abend bei Sonnenuntergang draussen mit meinen Freunden Tennis zu spielen, finde ich gar nicht so schlecht.

Wenn ich nicht in der Schule oder mit Freunden unterwegs bin, dann liebe ich es, Zeit mit meiner Gastfamilie zu verbringen. Auch wenn ich oft spät nach Hause komme, geniesse ich die Momente mit meiner Gastfamilie sehr. Es wird viel gelacht, geredet oder viel Blödsinn mit meiner Gastschwester gemacht. Und jedes Mal falle ich todmüde, aber immer mit einem Lächeln im Gesicht ins Bett.

Erster Beitrag

Stell dir vor, dass du für fast ein Jahr in einem völlig fremden Land lebst, wo du weder die Kultur, die Sprache noch das Umfeld richtig kennst. Dort lernst du neue Leute kennen, mit denen du einzigartige Erinnerungen erlebst. Klingt nach Abenteuer, nicht wahr? Hast du Lust, in so ein Abenteuer einzutauchen? Dann bist du hier genau richtig! Konnichiwa und willkommen zu meinem Blog. Ich bin Samira, 16 Jahre alt und bin in einem kleinen Dorf im Engadin aufgewachsen. Seit kurzem lebe ich nun für fast ein Jahr in der Nähe der grössten Stadt der Welt. Die Rede ist von Tokyo mit etwa 38 Millionen Einwohnern. Kurz vor meiner Abreise konnte ich es gar nicht glauben, dass jetzt ein völlig neues Leben beginnt. Diese Zeit genoss ich noch besonders fest mit meiner Familie und Freunden. Und dann war es auf einmal so weit. Ich stand am Flughafen, hoffte, dass sie meinen viel zu schweren Koffer, den ich nur gerade so zubekam, mit in den Flieger nehmen würden und ich mich mit Tränen von meiner Familie verabschiedete.

Dreizehn Stunden später, mit etwa zwei Stunden Schlaf, kam ich am Morgen am Narita Flughafen an und konnte somit endlich meine Gastfamilie kennenlernen. Sie alle standen da, mit einem wunderschönen Plakat und einem breiten Grinsen. Ich fühlte mich sofort wohl. Auch die 1h Autofahrt zu einem Restaurant war super lustig. Sie alle konnten nicht sehr gut Englisch, weshalb viel mit Gestik und Translator kommuniziert wurde. Jedes Mal, wenn ich etwas auf Japanisch sagte, waren sie beeindruckt. Auch wenn es nur ein einfaches Ja war 🙂 Am Restaurant angekommen, erwarteten mich meine zwei anderen Gastfamilien und die Rotary Mitglieder. Wir assen zusammen Mittagessen und danach ging es endlich zu meinem neuen Zuhause. Ausruhen konnte ich mich aber nicht lange, da ich am Nachmittag meine Gasteltern zu einem Tanzfestival begleitete. Meine jüngere Gastschwester trat dort mit ihrer Gruppe auf. Ich war wirklich überrascht, wie gut sie alle tanzen konnten. Zum Abschluss gingen wir noch zu einem traditionellen Markt, wo wir uns genug japanische Spezialitäten holten.

Nur schon am ersten Tag bekam ich schon so viele Eindrücke in die Kultur, aber auch die nächsten Tage waren spannend. Sie zeigten mir in der Stadt Kawagoe einen wunderschönen Schrein und was man dort alles machen konnte. Ein paar Tage später habe ich mit all den Austauschschülern aus meinem Distrikt mehr über die Regeln von Japan und das berühmte Bad gelernt. Natürlich durfte dafür das traditionelle Frühstück nicht fehlen! Für meinen Geschmack zu früh am Morgen für Reis und Fisch 🙂

Somit lernte ich von Tag zu Tag immer mehr die verschiedenen wunderschönen Seiten von Japan kennen und kann es kaum erwarten, noch mehr zu sehen.

Rotary Jugendaustausch Schweiz / Liechtenstein
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