Aline in Neuseeland

Mein Jahr in Neuseeland

02.09.2024

Neunter Beitrag

Es ist Ende März 2025. Blauer Himmel, klares Meerwasser und warmer Sand unter den Füßen: So habe ich letzte Woche meine Schul-Nachmittage verbracht. Mit meiner Klasse bin ich drei Tage campen gegangen auf der nahegelegenen Urupukapuka Island. Die Strände sahen einladend aus wie im Hochglanzreisekatalog. Es war traumhaft und einmal mehr fühlte es sich für mich mehr nach Ferien als nach Schule an! Das Programm war lustig, unterhaltsam und entspannt. Auch die Lehrpersonen, welche uns begleiteten, schienen das Camp zu mögen und nahmen es lockerer als während dem Unterricht im Schulgebäude.

Im Camp hatten wir die Möglichkeit verschiedene Aktivitäten in kleinen Gruppen zu unternehmen, zum Beispiel schnorcheln mit Fischen, Bogenschießen und Kajakfahren. Es war unser «Peer Support Camp», ein Programm, bei dem sich die Year 13 students, also der älteste Jahrgang an der Highschool, sich um die neuen Schüler:innen im Year 7 kümmern und ihnen den Start an der Highschool auf diese Weise erleichtern. Ich finde, das ist eine richtig gute Idee, und wir hatten eine großartige Zeit zusammen auf der Insel. Dazu gehörte auch eine Nachtwanderung im Wald. Besonders für mich als Austauschschülerin war es super, weil ich dadurch noch mehr neue Leute von meinem Jahrgang kennenlernen konnte und neue Freundschaften schliessen durfte! So etwas Ähnliches könnte man meiner Meinung nach auch in der Schweiz einführen, so eine Art klassenübergreifende mehrtätige Schulreise 🙂 .

Generell gefällt mir die Schule hier sehr gut, und es ist um einiges lockerer, als ich es aus der Schweiz gewohnt bin. Ich durfte die Fächer selbst wählen, ausser Englisch war vorgegeben. Es gibt keinen akademischen Druck, außer für diejenigen, die auf eine Top-Universität wollen. Dafür brauchen die Kiwis sehr gute Noten und Bewertungen. Viele beteiligen sich deswegen im Schulsport oder engagieren sich in sozialen Einsätzen, um ihren Lebenslauf aufzuschmücken. Bezüglich Schulfächer entschied ich mich für Fächer, die mir Freude und Spass machen. So gehören zu meinem täglichen Stundenplan neben Englisch auch Geschichte, Spanisch, Hospitality und Outdoor Education. Vielleicht fragt ihr euch, was wir im Fach Hospitality oder Outdoor Education lernen? In Hospitality haben wir in diesen Wochen das Thema Kaffee und wir üben jeden Tag den besten Kaffee zu kochen. Der Unterricht ist vergleichbar mit Hauswirtschaft und Kochen, wie ich es in der Sek hatte. In Outdoor Education gingen wir beispielsweise fischen und schnorcheln. Die Beziehungen zwischen Lehrkräften und Lernenden an meiner Schule sind mehrheitlich entspannt und familiär. Ich habe in fast allen Fächern Glück, freundliche und kompetente Lehrpersonen zu haben.

Etwas, das es an meinem Gymnasium zu Hause auch nicht gibt, ist das „Academic Plus“-Angebot. Jeden Freitag fahren wir mit unserer Gruppe von internationalen Schülern nach Taupo Bay, einem paradiesischen Strand, der etwa fünfzig Auto-Minuten von der Schule entfernt liegt. Es gibt im Programm die Wahl zwischen Surfen, wofür ich mich entschieden habe, Segeln und Reiten. Ich liebe es und freue mich immer sehr auf die Freitage, es sind mit Abstand die besten Tage der Woche!

Das Bewertungssystem ist ebenfalls etwas anders und geht von 1 bis 5 mit folgenden Bedeutungen:

1: needs improvement, 2: developing, 3: meets expectations, 4: very good, 5: outstanding

Meiner Gastmutter wurde letzte Woche mein «progress report Term 1» gesendet. Bewertet wird in allen Fächern mein learning progress und Attitude and Engagement. So erhielt ich in jedem meiner Fächer eine Zahl von 3 bis 5 🙂 . Weiter werden die Absenzen aufgelistet sowie die Anzahl der Lektionen, an denen ich zu spät erschienen bin.

Meine Stufe, das 13. Jahr, ist das letzte Highschool-Jahr, und so begleite ich meine Freundinnen auf ihrem Übergang zur Universität. Dieses System ist wahrscheinlich der größte Unterschied zur Schweiz: Die Uni fängt hier früher an, die meisten sind 17, und es kostet viel Geld zu studieren. Deshalb bewerben sich viele um Stipendien, um sich das Studium finanzieren zu können. Ich habe schon viele interessante Gespräche über Berufs- und Studienwahl mit meinen Kiwi-Freundinnen geführt, da sie sich jetzt am Entscheiden sind, besonders mit meiner Freundin Annie, die sich ebenfalls für etwas in Richtung Politik interessiert. Annie war auch dabei an meinem großen Highlight dieses Monats: Am 8. März, dem internationalen Frauentag, fand im Turner Center hier in Kerikeri ein kleiner Event für Frauen mit inspirierenden Speakern statt. Eine davon war Jenny Shipley, die erste Frau, die in Neuseeland Premierministerin wurde. Das war großartig, mit ihr zu sprechen und ihr zuzuhören! Solche Begegnungen bereichern mein Austauschjahr enorm, und ich bin unendlich dankbar, diese tollen Chancen zu haben.

Nun habe ich nur noch zwei weitere Wochen Schule bis die Herbstferien und das Ende von Term 1 anstehen. In der Mitte der Ferien werde ich meinen letzten Gastfamilienwechsel haben, worauf ich mich einerseits freue, da ich meine zukünftigen Gasteltern bereits kenne und sie sehr sympathisch sind, aber ich bin auch traurig meine jetzige Gastmutter zu verlassen, da wir uns so gut verstehen. Ich kann es kaum glauben dass ich in drei Monaten schon im Flieger nach Hause sitzen werde. Die Zeit vergeht so schnell! Obwohl mein Leben hier sehr toll ist, muss ich zugeben, dass ich mich nach so einer langen Zeit weg wieder sehr auf die Schweiz und besonders meine Familie freue. Aber jetzt geniesse ich noch die Zeit hier!

Liebe Grüsse und bis zum nächsten Blog 🙂

Achter Beitrag

Willkommen zurück auf meinem Blog! Heute geht es um die Frage, ob ich bereits in unserem Rotary Club gewesen bin und ob ich dort eine Präsentation gehalten habe. Ich gehe jede Woche zu den Club-Meetings meines Rotary Clubs, die jeweils am Montagabend stattfinden. Etwa 3 Wochen nach meiner Ankunft wurde ich eingeladen, einen Vortrag über mich, die Schweiz und was ich in Neuseeland alles erleben möchte, zu halten. Es war mir wichtig einen positiven Eindruck zu hinterlassen. So gelang mir eine unterhaltsame Präsentation. Zum Abschluss baute ich noch ein kurzes Quiz über die Schweiz ein, bei dem die Gewinner*innen Schweizer Schokolade erhielten 🙂 .  Das Feedback für den Vortrag war sehr gut. Ein älterer Herr kam auf mich zu, klopfte mir auf die Schultern und meinte, dafür, dass ich ein Mädchen sei, hätte ich das hervorragend gemacht 😉 . Es hat sich gelohnt Zeit dafür zu investieren und somit bei den Clubmitgliedern einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Sie haben dann meine bucket-list im Rotary-Bulletin veröffentlicht. Regelmässig werde ich wieder gefragt, was von meinen gewünschten Aktivitäten noch offen sei. So wurde ich von einem Clubmitglied eingeladen bei ihr Bücher auszuleihen, jemand anders hat mir versprochen, dass sie mit mir auf einen night-walk kommen würde um mit Infrarotlicht Kiwis zu suchen.  Es haben schon verschiedene Rotarier mit mir etwas unternommen, sei es segeln, auf eine kleine Velotour gehen, mit dem Boot rausfahren in die Bay of Islands oder mir zu zeigen, wie man eine perfekte Pavlova bäckt.

Dies wäre also ein Tipp von mir an zukünftige Austauschschüler*innen: Gebt euch Mühe für eure Vorstellungpräsentation, denn es lohnt sich!

In den letzten Wochen hatte ich das Glück, viele tolle Sachen zu erleben. Am 6. Februar war Waitangi Day, das ist der nationale Feiertag in Neuseeland. Er wird nicht so gross gefeiert wie in der Schweiz der erste August. Der Waitangi Day ist umstritten, da es der Tag ist, an dem 1840 der Vertrag zwischen dem britischen Königreich und den Stammesoberhäuptern der Maōri unterzeichnet wurde. Er sollte das Zusammenleben und den Landbesitz regeln. Der «Treaty of Waitangi» ist bis heute Ursache für viele Proteste und Spaltung der Bevölkerung zwischen den europäischen Siedlern und den einheimischen Maōri. Mein Counselor fuhr meine Freundin und mich zum Nationalfeiertag nach Waitangi, was nahe an KeriKeri ist. Das bedeutete also eine nur 30-minütige Autofahrt an die südöstliche Küste von Northland, doch weil für den Feiertag Leute von ganz Neuseeland anreisen, dauerte es fast zwei Stunden mit Stau. Von den Unstimmigkeiten habe ich in Waitangi selbst nichts mitbekommen. Es war friedlich, die Kultur und das Zusammensein wurden gefeiert mit traditioneller Musik. Es gab viele Marktstände, Shows mit Wakas, den traditionellen Kanus. Fehlen durfte keinesfalls der Haka, dem Kriegstanz der Maōri. Mein erster Haka erlebte ich ganz zu Beginn meines Austauschjahres in Auckland am Rugby-Spiel der All Blacks. Auch in Waitangi hat mich der Haka wieder sehr berührt, was hier an Stärke und Kraft demonstriert wird, ging mir unter die Haut. Es hat mir sehr gut gefallen und ist eines meiner vielen unvergesslichen Erlebnisse hier. Ich spüre immer wieder, dass der Maōri-Kultur mit Respekt aber auch Stolz begegnet wird.

Ein weiteres Highlight, das ich mit unserem Rotary-Distrikt unternommen habe, war das Tongariro Crossing. Das ist eine 19,6 km lange Wanderung auf einen aktiven Vulkan. Es war atemberaubend, wie schön und vielfältig die Landschaft sein kann. Gestartet sind wir in einer Graslandschaft, dann folgten steinige Hügel, mehrere türkise Seen, dazwischen vulkanisch aktive Erde und zum Schluss kamen wir im Regenwald an und da war die Erde rot. Ich war noch nie in so kurzer Zeit in so vielen unterschiedlichen Vegetationen unterwegs! Die Tage danach war ich sehr müde und brauchte Zeit die vielen Eindrücke und Bilder zu verinnerlichen. Doch die Zeit blieb mir kaum, denn meine Gastmutter lud mich ein sie für sechs Tage nach Wellington zu begleiten. Ich wollte schon immer in die Hauptstadt gehen und habe mich sehr gefreut, dass Vicki mir diesen Traum ermöglicht hat! Wir haben viel Sightseeing gemacht, sind mit dem Cable Car auf den Hügel gefahren, haben die Aussicht genossen, den Botanischen Garten besucht und Freunde meiner Gastmutter getroffen. Die grösste Überraschung war jedoch, dass Vicki für mich eine private Führung durchs Parlamentsgebäude organsierte. Grant McCallum persönlich, MP von Northland, der Abgeordnete meiner Region zeigte und erklärte während einer privaten Tour Zimmer und Räume, wo sonst wichtige politische Gespräche geführt werden. Vicki weiss, dass mich Politik interessiert und so führten wir mit Grant interessante Gespräche. Viele Parlamentarier*innen beginnen ihre Debatten mit ein paar Sätzen auf Maōri und erst dann wechseln sie auf Englisch. Es wirkt, dass der gegenseitige Respekt auch in der Politik hochgehalten wird. Grant McCallum hielt auch schon einmal ein Referat an einem unserer Rotary-Clubtreffen und kennt Vicki, meine Gastmutter persönlich.

Siebter Beitrag

Willkommen zurück auf meinem Blog – dem ersten Beitrag im neuen Jahr! Ich hoffe, ihr seid alle gut ins 2025 gestartet. Ich hatte einen wunderschönen Silvesterabend in Matapouri verbracht. Matapouri ist ein kleiner Ort an der Küste, etwa zwei Stunden südlich von Kerikeri. Camille und ihre Gastfamilie haben mich eingeladen ein paar Tage mit ihnen zu verbringen. Unsere Gastmütter kennen sich vom Rotary und wir dürfen uns gegenseitig immer mal wieder einladen. Es war irgendwie ein magischer Jahreswechsel, das Rauschen der Wellen in den Ohren, kleine Feuerwerke bestaunen und dabei barfuss im Sand spazieren. Es fühlte sich zauberhaft an, auch im Wissen, meine Freunde und ich gehören zu den ersten Menschen, die ins neue Jahr starten. Es war eine sternenklare Nacht und ich fühlte mich glücklich und am richtigen Ort.

In den vergangenen sechs Monaten hatte ich das große Glück, viele tolle Menschen kennenzulernen und einige wunderbare Freundschaften zu schließen. Besonders in meiner Schule habe ich eine kleine, enge Freundesgruppe gefunden. Dazu gehören Annie (mein Kiwi-Buddy), Chloe, Phoebe und Sascha. Wir sind alles Mädchen aus der Gegend, und es ist schön, dass wir so nah beieinander wohnen. So können wir oft Zeit miteinander verbringen, sei es am Strand, spontan ins Kino gehen, der letzte Film den wir schauten war Paddington in Argentinien. Manchmal treffen uns auf einen Schwatz im lokalen Café. Es macht Spaß, mit ihnen den Alltag zu teilen. Sie zeigen mir Neuseeland aus ihrer Perspektive. Ich verstehe dadurch besser, was sie beschäftigt und was sie über die Weltlage denken. Annie intressiert sich, genau wie ich, sehr für Politik und kann mir mehr über die neuseeländische Regierung erzählen, während ich mehr über Schweiz und Europa weiss. Ich freute mich riesig, als Chloe mich im Oktober in ihren Gruppenchat aufgenommen hat und sie mich zu einer Übernachtungsparty eingeladen haben. Das freute mich sehr und ich fühlte mich dazugehörig. Es half mir, mich auch zu getrauen sie ab und an zu fragen ob wir zusammen etwas unternehmen wollen und jetzt haben wir uns auch in den Sommerferien ein paar Mal getroffen!

Weitere wichtige Freundschaften schloss ich mit den anderen Rotary Austauschschülerinnen und Austauschschülern im Distrikt. Während den organisierten Rotary-Trips und –Weekends haben wir immer viel Spass und lernen uns ziemlich gut kennen. Wir kommen aus 9 verschiedenen Ländern, und es ist immer spannend, die unterschiedlichen Kulturen zu erleben. Leider wohnen die meisten von ihnen ziemlich weit weg von mir, sodass wir uns nur bei den von Rotary organisierten Trips sehen. Eine Ausnahme ist Camille aus Belgien. Sie lebt nur zwei Stunden entfernt, und wir haben es geschafft, uns in den Ferien mehrmals zu treffen. Gemeinsam haben wir eben auch Silvester verbracht, was eine unvergessliche Zeit war. Wir schmieden bereits Pläne, wann und wo wir uns daheim in Europa wieder treffen werden. Dann gibt es noch Daisy aus England, mit der ich ebenfalls oft unterwegs bin. Sie ist 18 Jahre und etwas älter als ich und lebt mit ihrer Familie in Kerikeri, da ihre Großeltern hier wohnen. Besonders ihr Großvater ist gesundheitlich nicht mehr so fit, weshalb ihre Familie beschlossen hat, für ein paar Jahre nach Neuseeland zu ziehen, um mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Ich habe Daisy über meinen Rotary Club kennengelernt, und da sie schon ein Auto hat, können wir gemeinsam kleine Ausflüge unternehmen. Das ist immer ein Highlight! Daisy reist in wenigen Tagen für 3 Monate nach Vietnam zum Backpacken, zum Glück sehe ich sie nochmals Ende Sommer bevor ich heimfliege.

Aber um ehrlich zu sein, ist nicht alles immer nur perfekt. An meiner Highschool gibt es sehr viele internationale Schülerinnen und Schüler – rund 80 neue jedes Jahr. Das führt manchmal dazu, dass die einheimischen Schülerinnen und Schüler, die Kiwis, etwas genervt sind und sich eher zurückziehen. Viele der Internationals bleiben zudem in ihren eigenen Gruppen und sprechen ihre Sprache, was bei meinen Kiwi-Freundinnen nicht gut ankommt. Das macht es ein wenig schwieriger, tiefe Freundschaften mit Kiwis zu schließen. Da ich – im Gegensatz zu den meisten Austauschschülerinnen und -schülern – keine offizielle International bin, habe ich vor allem Kontakt zu meinen Kiwi-Freundinnen und einigen wenigen anderen Austauschschülerinnen. Es gibt an der Schule ein anderes Mädchen aus der Schweiz. Mit Sarah aus dem Wallis verstehe ich mich gut, also ich meine wir “ticken” ähnlich, aber ihren Dialekt verstehe ich nicht immer so gut :). Wir lachen viel zusammen und können über alles sprechen. Lustigerweise sprechen wir manchmal Englisch zusammen, da ich sie besser verstehe als ihr Wallisertiitsch :).

Ich fühle mich wohl mit meinen Freundinnen hier. Das war jedoch nicht von Anfang an so. Freundschaften aufzubauen braucht Zeit, Geduld und Offenheit. Ich lernte auch mutig zu sein und die Klassenkameradinnen anzusprechen in den Pausen. So gelang es mir am Anfang mit ihnen in Kontakt zu kommen. Ich bin sehr dankbar für die Menschen, die ich bisher getroffen habe, und freue mich darauf, diese Beziehungen weiter zu vertiefen. Ich habe mir für den Schulstart nun nach den Sommerferien auch nochmals richtig vorgenommen, immer offen und freundlich mit allen in der Schule zu sprechen, denn wer weiss vielleicht verstehe ich mich dann noch mit mehr MitschülerInnen als jetzt schon!

Jetzt genieße ich noch die letzte Woche meiner Sommerferien, bevor die Schule wieder beginnt am 3. Februar. Nach über drei Monaten Pause freue ich mich ehrlich gesagt darauf, wieder ein bisschen Routine zu haben und die Schulbank zu drücken. Und wer weiß, vielleicht bringt das neue Schuljahr ja noch mehr spannende Begegnungen und Freundschaften mit sich. Ich bin bereit dafür!
Vielen Dank, dass ihr meinen Blog lest und mich auf dieser Reise begleitet. Bis zum nächsten Mal!

Sechster Beitrag

Und schon ist Weihnachten vorbei! Kaum zu fassen, dass es jetzt schon fünf Monate her ist, seit ich in den Flieger nach Neuseeland gestiegen bin. Der größte Unterschied, der mir sofort ins Auge fiel, ist das Wetter: Hier auf der Südhalbkugel ist Sommer, und bei Tagestemperaturen um die 27 Grad laufen alle in Shorts und T-Shirts durch die Straßen. Gestern, als ich mit meiner Gastfamilie in ein Restaurant fuhr, lief im Radio „Let it snow“. Da musste ich schmunzeln, denn von Schnee ist hier, besonders im Norden der Nordinsel, wirklich keine Spur. Selbst für Spaziergänge ist es tagsüber einfach zu heiß!

Die Vorweihnachtszeit war ganz anders, als ich es gewohnt bin. Meine Tante aus der Schweiz hatte mir einen selbstgemachten Adventskalender geschickt, über den ich mich riesig gefreut habe! Das einzige Zeichen, dass Weihnachten näherkommt, war die weihnachtliche Dekoration in einigen Geschäften in KeriKeri. Tom, mein Gastvater ist ein bisschen ein Grinch und mag Weihnachten nicht so gerne. Dafür Sue, meine Gastmutter umso mehr. So hat Tom, etwas widerwillig mit mir einen improvisierten Weihnachtsbaum gebastelt. Wir haben eine Lichterkette in Tannenbaumform um den Kamin gewickelt und Anhänger drangehängt. Ich habe die Weihnachtsdekobox durchforstet und das Haus noch mehr dekoriert!

Letztes Wochenende war auch meine Freundin Sarah, die ebenfalls Austauschschülerin aus der Schweiz ist, zu Besuch. Gemeinsam haben wir Weihnachtsguetzli für unsere Gastfamilien gebacken. Wir haben vier verschiedene Sorten gemacht: Mailänderli, weil sie klassisch sind, Kokosmakronen für meinen Gastvater, der keine Milchprodukte und Gluten verträgt, Zimtsterne, die Sarah sehr gerne mag, und meine Lieblinge, die Vanillekipferl. Es war so schön, und als wir am Abend zusammen „Aschenbrödel“ schauten und Weihnachtstee tranken, das fühlte sich kurz wie zuhause an.

Anders als in der Schweiz wird hier am 25. Dezember gefeiert, nicht an Heiligabend. Die Feierlichkeiten sind sehr entspannt: Man geht an den Strand, macht ein Barbecue und stößt mit Freunden und der Familie an. Es ist üblich, nicht nur mit der Familie zu feiern, sondern auch andere Leute einzuladen. Meine Gasteltern haben nebst den Kindern mit Freundinnen, den Grosseltern auch ein älteres Nachbarspaar und einen alleinlebenden Mann aus der Nachbarschaft eingeladen. Sue und Tom war es wichtig, dass niemand in ihrem Umfeld alleine feiern muss. Das finde ich sehr schön und schätze die Gastfreundschaft und Offenheit der Menschen hier sehr. Niemand wird allein gelassen, es wird immer an alle gedacht und das, was man hat, wird geteilt.

Anfangs war ich etwas verwirrt, warum meine Gastfamilie überhaupt Weihnachten feiert, da sie nicht religiös sind und nicht dem Christentum angehören. Der Eindruck, den ich hier gewonnen habe, ist, dass die Menschen einfach die Feierlichkeiten mögen, ähnlich wie Halloween in der Schweiz. Es geht weniger um die religiöse Bedeutung, sondern mehr um das Zusammensein und eine gute Zeit miteinander zu teilen. Geschenke wurden nicht traditionell ausgetauscht, sondern wir haben „Secret Santa“ gemacht. Das ist eine Art Wichteln. Man besorgt für die ausgeloste Person ein Geschenk, das gerne etwas lustig oder ausgefallen sein darf. Ich habe ein kleines Set mit Bodylotion und Handcreme von einer neuseeländischen Marke, Schokolade und einen zusammensteckbaren Kartonkiwi bekommen. Von wem das Geschenk stammt, bleibt ein Geheimnis, aber ich habe einen starken Verdacht, dass es die Freundin meines älteren Gastbruders war ????. Ich habe mich sehr darüber gefreut!

Meine Gastfamilie hat mich von Anfang an in alles integriert, und es war spannend, Advent und Weihnachten einmal ganz anders zu erleben. Ehrlicherweise muss ich aber zugeben, dass ich mich schon auf nächstes Jahr mit hoffentlich weissen Weihnachten in der Schweiz mit meiner Familie freue! Insgesamt war Weihnachten zwischendurch auch ein bisschen schwierig für mich. Meine Schwester und meine Eltern fehlten mir. Geholfen hat mir, mich abzulenken, Zeit mit meiner Gastfamilie zu verbringen, Tagebuch schreiben, mit meiner Freundin von Belgien reden, der es ähnlich ging wie mir und Sport zu treiben. Ich habe mir vorgenommen, den Hobbiton Half Marathon zu rennen und habe jetzt angefangen, dafür zu trainieren. Das Joggen muss ich gut planen, weil ich wegen der Hitze nur am frühen Morgen oder spät abends laufen kann.

Nun aber wieder zurück zu den Weihnachtsvorbereitungen, welche auch Zeit in Anspruch genommen haben. Sue und ich haben das Haus geputzt und dekoriert und draußen den Camper für die Übernachtungsgäste vorbereitet. Es ist normal, dass die Familien in Neuseeland oft weit zerstreut leben und sich an Weihnachten treffen. So braucht man genügend Schlafplätze und viel Essen. Das Festmahl bestand aus mehreren Gängen: Zur Vorspeise gab es Jakobsmuscheln und Flusskrebse, die wir mit Butter und Knoblauch vom Grill zubereitet haben. Das war richtig lecker, auch wenn ich normalerweise nicht der größte Meeresfrüchte-Fan bin. Beim Hauptgang hatten wir ein Buffet, bei dem jeder sich seinen Wunschteller zusammenstellen konnte. Es gab Poulet, Fleisch, Lachs mit Sauce, Ofenkartoffeln, einen Reissalat, einen normalen Salat mit Randen, Feta und Orange sowie einen Kumara-Kichererbsen-Salat, der mein persönlicher Favorit war! Süsskartoffeln werden hier in Neuseeland Kumara genannt und sind einfach köstlich. Nach dem Essen haben wir Spiele gespielt, wie Bingo und ein Weihnachts-Quiz. Als die Frage kam, welche Touristendestination an Weihnachten beliebt sei, rief ich selbstverständlich sofort „Switzerland!“ und kassierte den Punkt.

Und als ob wir nach all dem Essen nicht schon genug hätten, gab es noch eine Menge Nachtisch: Die Großmutter hat extra für mich eine typisch neuseeländische Pavlova mit Beeren und Kiwi gebacken. Sie war ausgezeichnet und das Rezept werde ich zu Weihnachten 2025 ausprobieren! Außerdem gab es Schokoladenmousse mit Brandy, eine Slice, die ich zusammen mit meiner Gastmutter vorbereitet habe, und meine Weihnachtsguetzli kamen bei den Kiwis gut an. Einfach delicous! Die Weihnachtsfeier war quasi auch mein Abschied bei Tom und Sue. Am 28. Dezember wechsle ich wieder zu Vicki, meiner 2. Gastmutter. Ich war schon einmal wenige Wochen bei ihr. Meine langen Sommerferien dauern noch immer bis Anfangs Februar. Im Moment weiss ich noch nicht, wie ich die Zeit bis dahin verbringen werde, aber es gab bis jetzt immer spontane Angebote und Möglichkeiten mich irgendwo anzuschliessen. Und morgen geht’s an den Strand, bevor ich die Koffer packen muss.  Bis zum nächsten Mal im 2025! Ich freue mich darauf!

Fünfter Beitrag

Kia ora! (Hallo in Maori). Es ist jetzt mein vierter Monat in Neuseeland und heute werde ich etwas von meinen letzten 4 Wochen erzählen sowie von meiner Gastfamilie und meinen besten Bekanntschaften und Freundinnen.

Ich bin seit kurzem zurück von unserem Südinsel- Trip, den wir von Rotary mit allen AustauschschülerInnen des Distrikts hatten. Es waren traumhafte 3 Wochen, in denen wir einmal quer und von oben nach unten durch die Südinsel Neuseeland gefahren sind.

Wir hatten ein spannendes Programm: wir waren Bungy Jumpen, Whitewater Raften, wir haben Wale, Delfine und Seelöwen gesehen, sind beim Skydiving von 9000m aus dem Flugzeug gesprungen und hatten ganz viel Spass zusammen. Besonders beeindruckt war ich von der Natur, denn auf der Südinsel gibt es wirklich alles! Meer mit bezaubernden Sandstränden, Fjorde, Gletscher, Seen, Berge, Regenwald und viele weite Graslandschaften, wo man immer irgendwo Schafe sieht. In meiner Lieblingsstadt, in Queenstown, haben wir AustauschschülerInnen an der Rotary Zone 8 Conference teilgenommen. An der Eröffnungsfeier durfte ich mit der Schweizer Flagge einmarschieren. In diesem besonderen Moment fühlte ich mich stolz, weil ich mich freute die Schweiz zu repräsentieren und anschliessend einigen Rotary-Teilnehmenden von meiner Heimat erzählen durfte. Im Hauptteil der Conference wurden diverse Projekte vom In- und Ausland präsentiert. Es war beeindruckend, was «the magic of Rotary» alles bewirkt und erreicht. Ein grosses Projekt von Rotary ist «end polio now». Dank Rotary wurde Polio mittlerweile schon fast ausgerottet. Und wusstet ihr schon, dass es mehr Rotary Clubs als McDonalds weltweit gibt? Und in Neuseeland gibt es wirklich an jeder Ecke einen McDonalds.

Zwischenzeitlich habe ich auch ein wenig Heimweh bekommen. Es begleitete mich glücklicherweise nur während 3 Tagen. Ich habe Strategien gefunden, darüber hinweg zu kommen dank den Tipps, die wir während dem Outbound Weekend bekommen haben. Das Gefühl kam auf gegen Ende des Südinseltrips, bevor ich zurück zur Gastfamilie fuhr. Der Abschied von den anderen Austauschschüler:innen nach so intensiven erlebnisreichen Wochen auf der Südinsel fiel mir schwer.  Aber jetzt, wo ich wieder in meinem Alltag drin bin, geht es wieder besser und ich denke nicht mehr so oft darüber nach.

Meine zweite Heimat ist jetzt Neuseeland geworden, und wer mich dabei sehr unterstützt sind meine Gasteltern und mein Rotary Club. Ich habe hier zwei Gastfamilien. Meine erste besteht aus meiner Gastmutter Sue, Gastvater Tom und meinem gleichaltrigem Gastbruder Jordan. Jordans Vater ist nicht mein Gastvater, er lebt etwa 5 km entfernt. Manchmal bin ich auch bei ihm zum Essen eingeladen. Einmal pro Woche kommt Sue`s Mutter zu Besuch, weil sie in der Nähe wohnt. Sue’s Mutter wuchs in England auf. Beim Backpacken hat Sue sich in Neuseeland verliebt und ist geblieben. Das heisst Sue, meine Gastmutter, ist nicht in Neuseeland aufgewachsen, ihre Kinder aber schon. Toms Wurzeln liegen mehrere Generationen zurück, seine Familie wanderte von England, wie bei vielen, nach Neuseeland aus. Meine Gastfamilie hat auch einen supersüssen kleinen Hund, Mags. Das freut mich sehr, weil ich zuhause in der Schweiz keine Haustiere habe. Jordan, mein Gastbruder steckt in den Vorbereitungen für sein Austauschjahr in Argentinien. Er wird im Januar abreisen und lernt jetzt intensiv Spanisch. Meine zweite Gastmutter ist Vicki. Sie ist eine eigenständige engagierte Frau. Sie ist sehr nett, wohnt in einem grosszügigen stilvoll eingerichteten Haus. Vicki ist sehr aktiv in unserem Rotary Club. Sie schreibt die Bulletins für unseren Club, denkt an vieles und ist stets etwas am Organisieren. Unser letztes Rotary-Treffen fand in ihrer Apotheke statt. Sie zeigte uns den kürzlich eröffneten Erweiterungsbau der Apotheke und führte uns durch alle Räume. Das fand ich sehr interessant!

Anfangs war ich ein wenig enttäuscht, als ich gehört habe, dass ich keine dritte, «richtige» Familie mit mehreren Gastgeschwister bekomme. Dafür habe ich ein grosses Netz an Kontakten von RotarierInnen in meinem Club, die Sachen mit mir unternehmen und noch unternehmen wollen. Beispielsweise Blue, dem die Schaffarm gehört, von ihm habe ich schon in vergangenen Blogs geschrieben. Er hat mich schon oft zum Segeln mitgenommen, und ich werde die nächsten paar Tage auch wieder bei ihm und seiner Frau verbringen, weil meine Gasteltern nach Auckland fahren wegen einem Arztbesuch. Dann habe ich Uta kennen gelernt im Rotary-Club. Sie stammt ursprünglich aus Deutschland, lebt aber bereits mehr als 10 Jahre in Kerikeri. Sie hat eine 6-jährige Tochter Alice, die in den Kindergarten geht. Letzten Samstag habe ich an ihrer Schule an einem Event mitgeholfen. Ich durfte eine Art Hotdog zubereiten und verteilen sowie kleine Geschenke den Kindern abgeben. Das sind die typischen Events, die wir auch vor den langen Sommerferien in der Schweiz pflegen und kennen und wofür freiwillige Helfer:innen gebraucht werden. Meine Sommerferien haben ein bisschen früher begonnen, weil meine Kiwi-Freund:innen in der Schule End of Year Exams hatten. Diese blieben uns Austauschschüler:innen erspart, zum Glück 🙂

Mein Alltag ist aktuell sehr gemütlich. Die Sommerferien dauern noch bis Mitte Februar. Ich lese viel, die Bücher leihe ich in der public library Kerikeri aus. Die Bibliothekarinnen kennen mich bereits und reden gerne mit mir, wenn ich wieder ein paar neue Bücher ausleihen möchte. Ab und zu treffe ich mich mit Freundinnen, gehe joggen oder an den Strand. Bald beginnt die Weihnachtszeit. In Gesprächen mit meinen Gasteltern habe ich herausgefunden, dass das Weihnachtsfest hier anders gefeiert wird als in der Schweiz. Der grösste Unterschied ist natürlich, dass es keinen Schnee gibt. Die Temperaturen sind steigend, heute waren 25 Grad, bis Ende Dezember werden um die dreissig Grad herrschen. Aktuell kann ich mir das noch überhaupt nicht vorstellen, es fühlt sich so nicht nach Weihnachten an. Aber es ist auch mal cool etwas ganz anderes zu erleben!

Während den Feiertagen ist meine Region, Bay of Islands, voll von Touristen und die Strassen und Strände werden überfüllt sein. Im Gegensatz zu denen bin ich jetzt schon ein Local und darauf bin ich stolz 🙂 . Auch darauf, dass ich kürzlich Austern probierte. Um meine Eltern daheim zu schockieren, hat mir mein Gastvater spasseshalber ein Glas Sekt in die Hand gedrückt und gefilmt, wie ich erstmals in meinem Leben Austern gegessen habe, das war sehr lustig! Ich mochte es nicht so, ich fand den Meerwassergeschmack eher langweilig, aber anscheinend mögen es viele nicht beim ersten Mal. Man sagte mir, ich müsse die Austern mehrmals essen bis ich sie gerne bekomme. Allgemein in meiner Region werden viele Meeresfrüchte gegessen. Dank dem nahen Meer sind diese Delikatessen frisch und ökologisch. Deshalb probiere ich gerne Neues aus und probiere alles ausser Schaffleisch, zum Leidwesen von Blue. Blue findet es schade, dass ich Vegetarierin bin, findet es jedoch gut, dass ich Fisch esse.

Heute traf ich mich mit Chloe im Städtchen Kerikeri. Chloe kenne ich von der Schule. Sie ist in meiner “form class”, also so etwas wie Stammklasse. Sie ist eine Kiwi und lebt mit ihrer Familie auch in KeriKeri. Auch Chloe ist während den langen Sommerferien am Geld verdienen für ihr bevorstehendes Studium. Die meisten in Kerikeri müssen fürs Studium nach Auckland ziehen. Chloe möchte Pflegefachfrau werden. Wir spazierten durch die Strassen, tranken Kaffee, und gingen ein bisschen «lädelen». Ich mag diese entspannten Treffen, auch wenn man in KeriKeri selbst nicht wirklich viel machen kann. Manchmal denke ich darüber nach, wie ich Kontakt halten werde zu meinen Freundinnen hier und meiner Gastfamilie, wenn ich wieder daheim bin? Und dann geniesse ich wieder den Moment im Hier und Jetzt und fühle mich einfach nur glücklich und zufrieden diese Chance gepackt zu haben. Danke Rotary! 🙂

Vierter Beitrag

Herzlich Willkommen zu einem neuen Blogpost! Die Frühlingsferien sind vorbei, die Tage auf der Schaffarm mit Blue sind leider viel zu schnell vorbei gegangen. Ich durfte beim Füttern der Tiere mithelfen, die Schafe und Kälber auf der Weide besuchen und beobachten, ob sie wohlauf sind. Blue nimmt mich und manchmal auch noch weitere Rotary-Freunde regelmässig mit zum Segeln. Er zeigt mir jedes Mal einen neuen Handgriff auf dem Boot oder erklärt, warum er dies und jenes auf dem Schiff macht. Segeln ist anspruchsvoll und Teamarbeit ist wichtig. Bis jetzt bin ich ihm glaub noch keine grosse Hilfe, ich hoffe, dass sich das noch ändert mit mehr Übung.

Ich bin jetzt seit drei Monaten hier am anderen Ende der Welt und habe ein zweites Zuhause gefunden. Heute erzähle ich etwas über mein alltägliches Leben, was ich an Wochenenden unternehme und einiges mehr!

An Schultagen stehe ich jeweils um 06.45 Uhr auf und bereite mich für den Tag vor. Ich packe mir jeweils eine Lunchbox für die Mittagspause, die meisten nehmen ihr Essen von zuhause mit. Snacks und Sandwiches werden auch am Schulkiosk verkauft.  Der Unterricht dauert von 8.30 bis 15 Uhr mit einer längeren  Pause um 10 Uhr für den “Morning Tea”. Die Mittagspause dauert von 13 bis 14 Uhr. Nach der Schule gehe ich zweimal die Woche ins Volleyballtraining, das macht Spass weil wir eine tolle Gruppe sind und viele meiner Freundinnen mitspielen. Im Schulunterricht habe ich leider keinen Sport, deshalb bin ich froh, wenigstens Volleyball spielen zu können. Ich mag Teamsport sehr, deswegen passt dies super.

Anfangs Oktober wechselte ich meine Gastfamilie zum ersten Mal. Nun wohne ich bei Vicki, meiner 2. Gastmutter. Ich schätze ihre sehr zuvorkommende und herzliche Art sehr. Sie lebt alleine in einem grossen wunderschönen Haus mit einer kleinen eigenen Parkanlage, wo grosse alte Bäume stehen. Dank der zentraleren Wohnlage als meine vorherige Gastfamilie, gehe ich jetzt meistens zu Fuss zur Schule, obwohl es ca. 45 Minuten dauert. Die alltägliche Bewegung fehlte mir und ich bin glücklich diesen Spaziergang am Morgen und am Nachmittag machen zu dürfen. Der Weg führt durch ein Wäldchen entlang einem Bach. Sobald ein Weg mehr als fünf Minuten dauert, fahren die Kiwis mit dem Auto, daran muss ich mich noch gewöhnen.  Abends kochen Vicki und ich oft gemeinsam Znacht. Sie zeigt mir traditionelle neuseeländische Gerichte wie z. B. Pies, was hier sehr beliebt ist. Sie werden gefüllt mit Fleisch, oder eine vegetarische Variante mit Gemüse wie Brokkoli und Karotten. Das ist dann ähnlich wie Gemüsewähe, aber mit Blätterteig rundherum. Einige Male kochte ich für sie und sie mochte die Älplermaggronen mit Apfelmus und die Omeletten sehr. Den Abend lassen wir meistens vor dem Fernseher ausklingen. Das machen viele neuseeländische Familien, und es wird auch mehr Filme und Fernsehen geschaut als ich es mir von der Schweiz gewohnt bin. Vicki führt einige Apotheken in Kerikeri und ist entsprechend an der Gesundheitsversorgung der Neuseländer:innen interessiert.  Einmal die Woche, jeden Montag Abend, findet unser Rotary Club Treffen statt. Wir treffen uns immer um 18 Uhr, und dann tauscht man sich zuerst gegenseitig ungezwungen aus. Danach hält jemand einen Vortrag zu einem bestimmten Thema. Das sind Rotarier:innen oder externe Speaker, die z. B. eine besondere Arbeit machen, ein Wohltätigkeitsprojekt vorstellen oder ein spezielles Erlebnis in diesem Rahmen teilen möchten. Anschliessend essen wir etwas und dann verabschiedet man sich wieder für eine Woche. Ich fühle mich in meinem Club sehr wohl, und komme sehr gut klar mit meiner Counsellorin. Dawn war einige Wochen für eine Rotary-Aktivität in Sidney und ich habe sie erst gestern wieder seit längerem getroffen. Das freute mich riesig. Sie hat mir für meinen bevorstehenden Südinseltrip noch Ausrüstungsgegenstände, Outdoor-Kleider und gute Tipps mitgegeben.

An den Wochenenden haben wir manchmal etwas mit unserem Rotary Distrikt geplant, oder ich mache etwas mit meiner Gastfamilie. Ein Ausflug führte nach Cape Reinga, das ist der nördlichste Punkt Neuseelands. Er hat eine wichtige kulturelle Bedeutung für die Maori und das hat mich sehr fasziniert! Sie gehen dort immer hin, wenn jemand nahes verstorben ist um sich von den Seelen ihrer Liebsten zu verabschieden.  Letztes Wochenende war ich mit Vicki in Auckland, der grössten Stadt von Neuseeland. Das war ganz toll, wir haben Sightseeing gemacht und ihre Tochter mit ihrer Familie besucht. Ihre Tochter hat ein Baby namens Cooper, er ist knapp 1 Jahr alt und es war sehr süss mit ihm zu spielen! Am besten gefallen hat mir in Auckland der Sky Tower, der mit seinen 328 Metern über Auckland herausragt. Die Panorama Aussicht über ganz Auckland war fantastisch! Ebenfalls begeistert hat mich das War Memorial Museum mit einer interessanten Ausstellung zu Neuseelands Rolle im 2. Weltkrieg.

Heimweh habe ich glücklicherweise keines. Manchmal vermisse ich ein bisschen den öffentlichen Verkehr oder das Schweizer Essen. Das Essen in Neuseeland ist zwar oft gut, aber ich vermisse Käse und das Essen hier ist oft nicht so gesund mit viel frittiertem, z.B Fish and Chips. Das ist zwar lecker, aber es ist mir schon fast ein bisschen verleidet muss ich zugeben. Was ich am Anfang auch unterschätzt habe ist, wie stark die Sonne hier ist. Wenn ich einen Tag draussen verbringe, muss ich alle zwei Stunden mit einer 50er- Sonnencreme nachcremen und mich immer mit Sonnenhut und Sonnenbrille schützen.

Aber man gewöhnt sich schnell daran, und es ist mittlerweile schon zur Routine geworden.

Ich habe jetzt meine letzte Schulwoche vor den grossen Sommerferien. In den Ferien arbeiten fast alle von meinen Kiwi-Freundinnen, um Geld für ihr Studium zu sammeln. In den ersten zwei Wochen gehen wir mit unserem Rotary Distrikt auf den Südinseltrip, worauf ich mich schon wahnsinnig freue. Auch habe ich mich für ein Surf Camp angemeldet, darauf freue ich mich ebenfalls sehr! Nach den Sommerferien beginnt im Februar wieder die Schule. Dann bin ich im 13. Schuljahr, das ist das letzte Jahr und deswegen muss ich keine Schuluniform mehr tragen! Das ist schön, auch wenn ich es interessant fand mal etwas auszuprobieren bin ich trotzdem erleichtert endlich wieder meine eigenen Kleider anziehen zu können.

Dritter Beitrag

Türkisblaues klares Wasser, idyllische Buchten, spektakuläre Felsformationen am Ufer, das ist die Matauri Bay (siehe Foto), was mir meine Gasteltern zum Auftakt meiner 2 Wochen Frühlingsferien zeigten. Ich bin jetzt schon über zwei Monate hier und es gefällt mir Tag um Tag immer besser! Jetzt sind die Strände noch ruhig, nur einzelne Neuseeländer:innen und Touristen sind unterwegs. Die Region um Kerikeri ist auch für die Einheimischen ein beliebtes Erholungsziel, besonders im Hochsommer über Weihnachten werden hier viele Menschen erwartet. Das kann ich sehr gut verstehen, so wie die Natur hier ist, stelle ich mir das Paradies vor.

Gerade jetzt während der Ferienzeit bin ich sehr dankbar, zum Rotary-Club zu gehören. Die Mitglieder meines Clubs nehmen mich mit auf Ausflüge und zeigen mir Orte in der Umgebung. So war ich letzte Woche das erste Mal segeln mit Blue. Blue hat eine sehr grosse Schaffarm. Wenn er Zeit hat, geht er am Wochenende auf sein Segelboot. Das war für mich ein besonderes Erlebnis. Das Meer rund um die Bay of Islands, in der Nähe von KeriKeri war ruhig, man hörte den Wind in den Segeln und wir glitten vergnügt mit dem Segelboot übers Wasser. Ich konnte richtig anpacken, zwischendurch am grossen Rad steuern, ja es macht Lust auf mehr. Segeln ist sehr beliebt hier. Blue hat mir gesagt, dass dies der beste Ort der Welt sei, um zu segeln. Das kann ich mir gut vorstellen! Aktuell läuft auch der America`s Cup, eine grosse Segelregatta und Neuseeland ist aktueller Meister. Sehr viele verfolgen die Rennen live und sind segelbegeistert, so drücken wir unseren Kiwis die Daumen!

Immer wieder aufs Neue beeindruckt mich die neuseeländische Natur. Die frischen Macadamianüsse von den Bäumen nebenan schmecken zehn Mal besser als ich sie von daheim kannte. Gestern konnte ich mit einer Freundin einen Bootstrip machen, da mein Gastvater bei der Firma arbeitet, der das Schiff gehört. Das Wetter war perfekt, auch das fühlte sich paradiesisch an. Wir haben sogar Rochen gesehen! Auf der Rückreise traf ich erstmals Schweizer Touristen, ein älteres Ehepaar, das eine längere Reise durch Neuseeland macht.

Ich bin dankbar für die vielen tollen Leute, die ich hier kennenlernen darf, sei es von Rotary oder einfach neue Freundinnen in der Schule. Das Englisch sprechen fällt mir immer leichter. Diese Woche hatte ich auch meine grosse Begrüssungspräsentation am Rotary-Dinner. Das Interesse im Club an meinem Referat war gross und ich freute mich, dass es gut lief. Es machte mich stolz, dass ich vor einem Publikum frei Englisch sprechen konnte. Zum Schluss habe ich ein kleines Schweiz Quiz eingebaut und wer die Antwort zuerst wusste, bekam ein Stück Schweizer Schokolade, das kam besonders gut an!

Jede Sonnenseite hat auch seine Schattenseite. Die unberührte wunderbare Natur ist abgelegen und nicht mit öV erreichbar. Manchmal habe ich ein wenig zu kämpfen damit, dass wir hier ein wenig abgeschottet wohnen. In Neuseeland ist alles sehr verteilt, und ich muss immer gefahren werden, wenn ich irgendwohin möchte. Deshalb freue ich mich auf meine nächste Gastfamilie, die zentraler wohnt! Von zuhause bin ich es mir gewohnt, einfach rauszugehen, in den nächsten Zug zu steigen und sofort bin ich in der Stadt.

Meine Kiwi-Schulfreundinnen haben leider wenig Zeit, während den Ferien abzumachen. Die meisten arbeiten in ihrer gesamten Freizeit, um Geld zu verdienen. Da ich viel Zeit habe, habe ich Blue gefragt, den Schaffarmer, ob ich in der 2. Ferienwoche auf seiner Farm etwas mithelfen kann. Ich hoffe, dass ich im nächsten Blog über diese Erfahrung berichten kann.

Zweiter Beitrag

Kia Ora und willkommen zu meinem zweiten Blog! Kia Ora ist Maori und bedeutet Hallo :-). An meiner Highschool besuche ich das Fach Maori, die Sprache der Einheimischen.  Ich habe bereits meinen Pepeha gelernt, das ist die Vorstellung von sich selbst in Maori: dazu nennt man seinen Heimatberg, seinen Fluss und Stamm. Ich mag diese Unterrichtsstunden sehr, weil sie interessant sind und ich viel über die Kultur erfahre. Die restlichen Fächer sind eher langweilig. Im Vergleich mit meiner Schule in der Schweiz ist das Niveau hier tiefer. Mündliche Noten kennt man nicht und die wenigsten Schulkamerad:innen haben Interesse sich im Unterricht zu beteiligen. So freue ich mich jeweils sehr auf Schulschluss, wo wir uns mit Klassenkamerad:innen regelmässig noch in einem Café treffen zum Diskutieren, Spielen oder Minigolfen. An der Schule gibt es über 80 Internationals, als Rotarierin gehöre ich aber nicht zu ihnen, sondern zähle zu den Kiwis.

Schwarz bemalte Gesichter, 50’000 begeisterte Zuschauer:innen, fröhliche Stimmung und die einstimmige Zuversicht, dass auch an diesem Abend ein Sieg im New Zealand’s National Stadium – Eden Park gefeiert werden kann. Das war am 17. August, mein 1. Rugby-Spiel, es wird mir für immer unvergesslich in Erinnerung bleiben! Die All Blacks, wie sich das NZ Rugby-Team nennt, beeindruckte schon vor dem Spiel mit dem Haka, ein ritueller Tanz der Maori. Das Team wirkte schon dadurch den Gegnern aus Argentinien überlegen und so war dann auch das Spiel mit einem deutlichen Sieg für die Blacks zu Ende gegangen. Die Blacks haben anscheinend noch nie in diesem Stadion ein Heimspiel verloren! Der starke Regen, der während dem ganzen Abend niederprasselte, war Nebensache.

Ich bin jetzt schon fast zwei Winter-Monate hier in Neuseeland! Die Zeit vergeht wie im Flug, und ich habe mich rundum eingelebt. Mein Highlight war der Rotary-Ski-Trip letzte Woche. Zu sechst sind wir aus unserem Distrikt nach Queenstown auf die Südinsel geflogen und sind vier Tage lang skigefahren. Dank dem vielen Regen hat es in den Bergen noch reichlich Schnee, sogar Pulver bis zu den Oberschenkeln. Das Wetter war abwechslungsreich von Schneefall bis Sonnenschein, es gab alles. Die Pisten sind etwas kürzer als in der Schweiz, aber es hat unglaublich Spass gemacht.

Der grösste Unterschied von der Schweiz zu Neuseeland sind die grossen Flächen an unberührter Natur. Mir scheint auch die Lebenseinstellung der Menschen anders zu sein als in der Schweiz. Ich habe den Eindruck, dass die Kiwis, wie sich die Neuseeländer:innen nennen, viel entspannter, gelassener im Alltag und auch freundlicher sind. Dies macht es mir sehr einfach, mich mit neuen Leuten zu unterhalten und Freundschaften zu knüpfen.

Als ich am Anfang meinen FreundInnen erzählt habe, dass ich nach Neuseeland gehen werde, haben viele Bedenken wegen dem neuseeländischen Akzent geäussert. Glücklicherweise komme ich damit sehr gut klar, und mir fällt auch auf dass es mir immer einfacher fällt, Englisch zu sprechen und es wird irgendwie normaler und selbstverständlicher. Mein Lieblingswort vom Kiwi-Englisch ist «doggy bag», was ein Behälter für das übriggebliebene Essen in einem Restaurant ist. Auf dem Ski Trip hat mir meine District Counsellor erzählt, dass sie mal zwei Monate einen Austausch in Deutschland gemacht habe und als sie ihr Essen im Restaurant nicht aufessen konnte, habe sie nach einem «Hundesack» gefragt, das war sehr witzig!

Erster Beitrag

Herzlich Willkommen bei meinem Blog! Ich heisse Aline, bin 17 Jahre alt und komme aus Urdorf, das liegt im Limmattal, in der Nähe von Zürich. Ich verbringe mein Austauschjahr in Neuseeland, genauer gesagt in Kerikeri. Das ist ein kleines Städtchen in der Region Northland auf der Nordinsel. Es ist touristisch geprägt, und es gibt viele hübsche Cafés und kleine Läden. Kerikeri grenzt ans Meer, das Klima ist subtropisch. Im Moment ist es hier Winter aber die Temperaturen sind trotzdem bei etwa 15 °C.

Die Tage vor dem Abflug wurde ich immer nervöser, weil ich nicht wusste, was mich erwarten würde. Ich konnte es kaum glauben, dass ich bald auf der anderen Seite der Welt sein würde. Beim Packen fiel es mir schwer, mich zu entscheiden, was mitgenommen werden soll, da ich mich auf zwei Gepäckstücke und einen kleinen Rucksack beschränken musste. Am Morgen des Abflugs gelang es mir am besten, mich von Eingepacktem wieder zu verabschieden, denn ich wollte auf alle Fälle «Übergewicht» und damit Stress beim Check-in vermeiden. Schlussendlich hat das zum Glück geklappt!

Am Montagabend des 24. Julis kurz vor 23 Uhr startete mein Flug in Zürich und das grosse Abenteuer begann. Ich flog zuerst nach Hong Kong, dann von Hong Kong nach Auckland. In Auckland musste ich zum domestic airport wechseln, da mich noch ein 40-minütiger Inlandflug erwartete, insgesamt hatte ich 5 Stunden Aufenthalt. Um 17 Uhr am Mittwochabend landete ich am kleinen örtlichen Flughafen in Kerikeri. Eine Gruppe Rotarier und meine erste Gastfamilie erwartete mich mit einem herzlichen welcome und anschliessend mit einem gemeinsamen Nachtessen bei meiner Counsellor.  Um 9 Uhr abends bin ich dann sehr müde von der langen Reise, aber voller Vorfreude und einem positiven ersten Eindruck vom Erlebten ins Bett gekommen.

Die ersten paar Tage wohnte ich noch bei Dawn und ihrem Mann, was sehr praktisch war. Sie zeigten viel Verständnis für mein Jetlag und wir konnten gemeinsam Dinge organisieren wie SIM Karte und Bankkonto sowie die Schuluniform kaufen.

Am Montag war dann bereits mein erster Schultag. Ich fahre am Morgen etwa 15 Minuten mit dem Schulbus zu meiner Highschool und meine Schule geht jeden Tag bis drei Uhr. Die Schule ist hier viel lockerer, aber es gefällt mir da es mal eine Abwechslung ist.

Mein Glück ist, dass ich in einem englischsprachigen Land bin und ich somit jetzt schon von Anfang an mit allen kommunizieren kann und im Unterricht alles gut verstehe. Meine ersten Eindrücke sind hier im Rotary Club und von meiner ersten Gastfamilie rundum positiv. Überhaupt fällt mir auf, wie freundlich mir die Menschen begegnen. Zum Beispiel fragt mich die Kassiererin im Supermarkt, wie meine Woche war und wie ich mich gerade fühle. Dies ist auch in der Schule der Fall, meine Geschichtelehrerin spricht uns zum Beispiel mit «darling» und «love» an, was am Anfang etwas seltsam war aber man gewöhnt sich daran.

Ich habe mich jetzt schon ziemlich gut eingelebt  und freue mich sehr auf die nächste Zeit!

Rotary Jugendaustausch Schweiz / Liechtenstein
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