Samira in Japan

Mein Jahr in Japan

09.09.2024

Sechster Beitrag

Als ich Ende August im Flugzeug Richtung Japan sass, dachte ich, dass ich die Insel nicht mehr so schnell verlassen werde. Da lag ich aber ganz schön falsch, da ich mich Anfang Dezember schon wieder auf dem Weg zum Narita Flughafen machte. Es ging für mich ganze sechs Tage lang auf Klassenfahrt! Und das nicht einfach schnell mit dem Zug in einen anderen Teil des Landes, sondern ganze neun Stunden mit dem Flugzeug in den Süden. Ich durfte nämlich mit meinen Klassenkameraden zusammen Australien entdecken. Die Aufregung in der Schule wuchs natürlich von Tag zu Tag mehr und es gab irgendwann auch kein anderes Thema mehr. Aber auch verständlich, da es für viele zum ersten Mal in ein anderes Land ging und somit auch das Fliegen etwas ganz Neues für sie war. Die Schule will nämlich damit den Schülern eine Möglichkeit geben, auch mal eine andere Kultur und ein anderes Land zu sehen. Denn eines habe ich hier in Japan schon früh erkannt, viel Ferien gibt es für die Japaner und Japanerinnen nicht. Mit ein paar meinen Freunden machte ich mich also am sechsten Dezember auf den Weg zum Flughafen. Während alle etwa fünfmal nochmals kontrollierten, ob sie ja alles dabei haben, fragte ich mich, ob wir wirklich nur sechs Tage unterwegs sind, da alle einen grösseren Koffer dabei hatten, als ich überhaupt nach Japan mitgenommen habe. Da uns gesagt wurde, dass wir fast jeden Tag die Schuluniform anziehen müssen, hätte mir eigentlich nur schon ein einfacher Rucksack gereicht. Was meine Klassenkameraden also alles mitgenommen haben, weiss ich bis heute nicht. Die Aufregung unter den Schülern wurde von Minute zu Minute grösser und kam zum Höhepunkt, als es hiess, «Welcome to Australia». Wir kamen früh am Morgen an und wurden, nachdem wir alle unser Gepäck abgeholt haben und an den Kontrollen vorbei waren, von einem Bus abgeholt. Der begleitete uns jeden Tag und fuhr uns zu den verschiedenen Orten. Der Bus brachte uns zu einem kleinen Berg, von dem wir auf die Stadt Brisbane und auf das Meer eine wunderschöne Aussicht hatten. Nachdem wir dann noch bisschen die Stadt erkundet hatten und wir in einem Museum waren, gings am Nachmittag dann endlich nach Gold Coast zu unserem Hotel. Im siebten Stock, mit Ausblick auf das Meer, richtete ich mich mit einer anderen Klassenkameradin ein, bevor es zum Abendessen ging. Am nächsten Tag besuchten wir einen Zoo, in dem wir Koalas und Kängurus besichtigen und auch streicheln konnten. Es gab sogar eine Pflegestation, wo wir den Mitarbeitern zusehen konnten, wie sie verletzte Tiere versorgten. Nachmittags suchten wir eine australische Farm auf, bei der wir auch zu Abend assen. Am vierten Tag meiner Klassenreise ging es zuerst in den Springbrook National Park und danach hatten wir den Rest des Tages frei. Meine Freunde und ich suchten ein Shoppingcenter auf, in dem wir eine schöne Zeit zusammen hatten. Am letzten Tag besuchten wir den Movie World Park und da musste ich natürlich wieder all die coolen Achterbahnen ausprobieren 🙂 Die Zeit in Australien verflog sehr schnell und somit ging es, nachdem wir um fünf Uhr morgens den Sonnenaufgang am Strand gesehen haben, zurück zum Flughafen und zurück zu meinem zweiten Zuhause.

Weihnachten in Japan zu verbringen war für mich schon ein aufregender Gedanke, aber dann auch noch die Weihnachtszeit in Australien verbringen zu dürfen, war einfach der Hammer! Obwohl ich nie richtig in Weihnachtsstimmung kam, da es in Australien momentan Sommer ist und es täglich um die 30 Grad heiss war, genoss ich mal eine ganz andere Vorweihnachtszeit. In Japan war es dafür kälter, aber nie so kalt, dass es schneite und bevor ich es also richtig realisieren konnte, war es auf einmal schon der 25. Dezember. Den ganzen Morgen lang backte ich mit meiner Gastschwester Weihnachtskekse, was super lustig war! Gemeinsam mit meinen Gastgrosseltern assen wir dann zu Abend und öffneten unsere Geschenke. Wir spielten Spiele, hörten Musik und hatten einfach eine wunderschöne Zeit zusammen. Es war einer der schönsten Abende bis jetzt, der mir sicher noch ganz lange in Erinnerung bleiben wird!

So schön und aufregend diese Zeit aber auch war, so merke ich, dass ich mein Zuhause vermisste. Die beste Zeit im Jahr ohne meine Familie und Freunden zu verbringen, war schon nicht immer ganz leicht. Es gab einfach Momente, in denen ich wünschte, bei meinen liebsten Menschen zu sein. Ich merkte das erste Mal so richtig, wie lange ich sie alle nicht mehr gesehen habe und wie sehr sie mir eigentlich fehlten. Meine Gastfamilie und Freunde lenkten mich aber so gut es ging ab und ich konnte die Zeit trotzdem super gut geniessen. Ich hoffe auf jeden Fall, ihr habt alle eine superschöne Weihnachtszeit hinter euch und rutscht gut in das Jahr 2025! Ich bin schon gespannt was mich im neuen Jahr alles so erwarten wird 🙂

Fünfter Beitrag

Diesen November werde ich wahrscheinlich nicht mehr so schnell vergessen. Ich habe so viel erlebt und war oft irgendwo unterwegs. Es begann Anfang des Monats, als es für mich ins DisneySea ging. Ich wurde spontan eingeladen, mit zwei Austauschschülern, einer Gastschwester und Gastmutter zusammen den Tag dort zu verbringen. Das DisneySea befindet sich in der Nähe des Disneylands in Tokyo. Beide Parks sind eigentlich recht ähnlich, der einzige grosse Unterschied ist, dass das DisneySea die modernere Variante mit neueren Attraktionen ist. Es war ein langer und aufregender Tag, da wir von der Eröffnung bis kurz vor der Schliessung im Park unterwegs waren. Das Highlight war wirklich am Schluss, als die einzelnen Disney Charaktere zusammen Lieder sangen und es dazu ein grosses Feuerwerk und eine Lichtshow gab. Ich hatte wirklich Gänsehaut und bekam meinen Mund gar nicht mehr zu vor Staunen!

Am 14. November ging ich dann in einen weiteren Freizeitpark, der bei Touristen nicht so bekannt ist. Es handelt sich um den FujiQ Highland. Ein Park mit vielen unglaublichen Achterbahnen für Klein und Gross. Bei einer Achterbahn musste man sogar die Schuhe ausziehen, da man sich während dem Fahren dreht. Somit fuhr man Kopf voraus einen steilen Abhang hinunter und das mit einer Geschwindigkeit von 126 km/h. Ich würde also sagen, es ist auf jeden Fall einen Besuch wert, für alle Achterbahn Liebhaber! Und vor allem mit ein bisschen Glück kann man während der Fahrt sogar den Mount Fuji sehen. Bei mir war es an diesem Tag leider bewölkt, ich hatte aber trotzdem sehr viel Spass mit meiner Gastfamilie und auf jeden Fall einen gewaltigen Adrenalinschub 🙂

Um das Ganze noch zu toppen, besuchte ich Ende November noch das Disneyland. Meine Gastfamilie hatte das schon lange mit mir geplant und so freute ich mich wie ein kleines Kind über einen Monat auf diesen Tag! Wir fuhren viele Attraktionen, erkundeten den Park und assen viel ungesundes aber feines Essen. Mein persönlicher Favorit war der riesige Schokoladen-Churro.
Drei Freizeitparks in einem Monat klingt vielleicht jetzt nach viel, aber ich bereue auf jeden Fall keinen einzigen Moment und würde es sofort wieder tun!

Um aber auch noch ein bisschen in die japanische Kultur einzutauchen, nahmen mich meine Gastfamilie und meine Gastgrosseltern mit in die Berge, genauer gesagt zu den Shima Onsen. Dort übernachteten wir in einem typisch japanischen Hotel und besuchten verschiedene heisse Bäder. Am Eingang wird man schon von dem Personal empfangen und nachdem man eingecheckt hat, kann man sich ins Zimmer zurückziehen. Dort werden dann Yukatas vorbereitet, in denen man dann durch das Hotel zu den verschiedenen heissen Quellen laufen kann. Beim Abendessen wird man dann in einen separaten Raum gebracht, in dem man dann ungestört mit seiner Familie essen kann und dabei trägt man dann immer noch das Gewand. Sobald man ins Zimmer zurückkommt, sind die Betten schon vorbereitet. In einem traditionellen japanischen Hotel schläft man nicht in einem Bett, sondern es werden auf dem Tatamiboden (Tatamimatten werden aus getrockneten und gepressten Reisstroh hergestellt) mehrere Matratzen parat gelegt. Den Tag über wird der Raum als Wohnzimmer genutzt und wird dann von dem Personal am Abend, während man am Abendessen ist, zu einem Schlafzimmer umgewandelt.
Die Shima Onsen werden vor allem am Wochenende von vielen Japanern besucht, um sich zu entspannen und um vom täglichen, stressigen Stadtleben zu entkommen. Dies kann ich sehr gut nachvollziehen, da es ein sehr befriedigendes Gefühl ist, wenn man in einem heissen Quellwasser sitzt und dabei auf die wunderschöne Berglandschaft mit all den rot- und orangefarbenen Bäumen schaut.

Ich könnte jetzt noch stundenlang weiterschreiben, was ich alles so erlebt habe, aber erstens würde dieser Text dann viel zu lange werden und zweitens will ich diesen Blog noch ein bisschen mehr meiner Gastfamilie widmen. Denn die meisten Abenteuer, von denen ich hier berichte, habe ich meiner Gastfamilie zu verdanken, da sie mir all diese Reisen ermöglichen. Nur schon am ersten Tag, als ich in Japan ankam, wurde ich mit offenen Armen empfangen und sofort zu einem Familienmitglied. Ich habe einen super lustigen und fürsorglichen Gastvater, der mich immer zum Lachen bringt. Meine Gastmutter ist eine sehr aufgeschlossene und gutherzige Frau mit einem grossen Herzen. Sie ist jederzeit für mich da und macht mir täglich für die Schule eine super leckere Lunch Box parat. Zu meiner jüngeren Gastschwester konnte ich auch eine enge Bindung aufbauen. Sie ist ein sehr fröhliches Mädchen mit vielen Hobbys und Interessen. Am liebsten will sie alles mit mir zusammen erleben und unternehmen, was ich wirklich herzig von ihr finde! Meinem Gastbruder steht bald eine grosse Prüfung bevor, weshalb ich ihn nicht so oft sehe, aber die Zeit, die ich mit ihm verbringe, geniesse ich natürlich! Ich freue mich auch immer auf den Dienstag und Samstag, da meine Gastgrosseltern dann vorbeikommen. Meine Grossmutter kocht dann jedes Mal leckeres Essen, vor allem ihre selbstgemachte Tempura schmeckt sehr gut! Und zu guter Letzt die zwei Katzen Maru und Ring, plus der Hund Yuri. Es ist eine grosse Familie und alle haben schon jetzt einen Platz in meinem Herzen! Mir ist bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, was meine Gastfamilie alles für mich macht, und deshalb bin ich ihnen auch so dankbar dafür! Egal, wie schlecht mein Tag auch war, Zuhause werde ich immer mit einem Lächeln empfangen. Und was ich auf jeden Fall nie vergessen werde, sind so Momente wie am Morgen, wenn man zusammen am Frühstückstisch sitzt und dabei auf den Mount Fuji blickt, oder wenn ich den Abwasch erledige und dabei meiner Gastmutter und Schwester beim Klavierspielen zuhöre. Aber auch die Momente, wenn Maru am Abend, wenn ich im Bett liege, meine Tür von selbst öffnet und sich neben mich einkuschelt, sind unvergesslich! Einerseits freue ich mich auf meine nächste Familie, zu der ich Anfang Januar wechsle, aber andererseits bin ich auch echt traurig, dass ich meine jetzige verlassen muss. Da sie aber sehr gut mit meinen anderen zwei Gastfamilien befreundet sind, werde ich sie wahrscheinlich trotzdem immer wieder sehen und sie haben mir auch schon versprochen, immer noch Sachen mit mir zu unternehmen. Auf jeden Fall bin ich froh, die Weihnachtszeit mit ihnen verbringen zu dürfen und ich werde sie natürlich ganz fest geniessen 🙂

Vierter Beitrag

In einem Austauschjahr hat man die Chance, viele neue Erfahrungen zu sammeln und unvergessliche Abenteuer zu erleben. So schön und aufregend so ein Austausch auch ist, kann es trotzdem manchmal zu einer echten Challenge werden. Meine momentan grösste und einzige Herausforderung ist die Sprache. Vor allem am Anfang hatte ich nicht nur mit den japanischen Schriftzeichen (Hiragana, Katakana und Kanji) zu kämpfen, sondern hauptsächlich mit der Kommunikation. Das ist hier in Japan besonders wichtig, da viele Japaner wenig bis zu gar kein Englisch können. Und auch wenn sie die Sprache eigentlich ein bisschen beherrschen, sind sie meistens zu schüchtern oder schämen sich, sie zu benutzen. Somit war es für mich anfangs echt schwer, mich richtig zu verständigen oder Unterhaltungen zu führen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich manchmal wirklich gefragt habe, wenn ich mal wieder weder meine Lehrer noch meine Klassenkameraden verstanden habe, wieso ich nicht einfach in ein englischsprachiges Land gereist bin. Das wäre doch viel einfacher. Dann wird mir aber ganz schnell wieder bewusst, dass ich mich ganz bewusst dafür entschieden habe und ich die ganzen Abenteuer nie erlebt hätte, die ich bis jetzt schon erleben durfte. Und seien wir mal ehrlich, es wäre doch langweilig, wenn alles immer so easy-peasy wäre 😉 .

Da ich also gezwungenermassen von Anfang an so schnell wie möglich Japanisch lernen musste und ich jetzt schon seit 2 Monaten in Japan bin, kann ich schon ganz klar einen Unterschied sehen. Es fällt mir von Tag zu Tag leichter, Gespräche zu führen und auch wenn ich noch weit weg bin, dass ich die Sprache fliessend sprechen kann, bin ich trotzdem schon stolz auf mich, wie viel ich in 2 Monaten hingekriegt habe. Meine Gastfamilie und Freunde helfen mir auch immer sehr gerne, wenn ich eine Frage habe oder etwas nicht verstehe. Ich bin ihnen dafür sehr dankbar! Auch die monatlichen Präsentationen, die ich vor meinem Rotary Club halten muss, helfen mir dabei, immer selbstbewusster zu werden. Bei einer meiner Präsentationen habe ich aus Versehen zwei Wörter verwechselt und sagte, anstatt dass meine Freunde echt nett sind, dass meine Freunde echt fein schmecken. Das war mir zuerst peinlich, aber schlussendlich brachte ich alle zum Lachen, was doch auch ein gutes Zeichen ist 🙂 ! Obwohl mich die japanische Sprache nicht immer so begeistert, bin ich umso mehr von der Kultur fasziniert!

An einem Wochenende ging ich mit meiner Gastfamilie nach Nikko, eine berühmte Gegend mit viel Natur und wunderschönen Schreinen. Wir waren ganze drei Stunden dort und sahen uns alles an. Es war gewaltig und ich konnte so richtig in die japanische Welt eintauchen! Letztes Wochenende durfte ich noch mehr die Natur bewundern, da meine Gastfamilie mit mir in die Berge fuhr zum Wandern. Obwohl ein eisiger Wind uns den ganzen Weg auf den Berg begleitete, genossen wir es trotzdem sehr. Wie konnten wir auch anders, die Bäume waren in den wunderschönsten herbstlichen Farben und die Aussicht war bezaubernd! Zum Aufwärmen und zum Entspannen ging es für uns dann noch in eine öffentliche Onse. Dort gab es vier verschiedene Becken mit jeweils anderen Temperaturen. Die tiefste Temperatur war 41 Grad und die höchste 46 Grad. Natürlich musste ich alle ausprobieren, aber im heissesten Becken habe ich es nicht lange ausgehalten. Die Frauen dort waren alle sehr nett und es haben mich sogar welche angesprochen, da es nicht üblich ist, dass eine “Touristin” diese Onse besucht. Schlussendlich hat sich dann herausgestellt, dass eine der Frauen auch vor vielen Jahren einen Austausch mit Rotary gemacht hat. Und wie es der Zufall wollte, kam später eine andere Japanerin dazu und erklärte uns, dass sie auch ein Austauschjahr mit Rotary gemacht hat und das in der Schweiz! Da merkt man wieder, wie klein doch die Welt ist. Den Tag liessen wir mit einem Käsefondue ausklingen. Meine Gastfamilie wollte das unbedingt ausprobieren und da wir auf dem Weg nach Hause zufällig ein Käserestaurant gefunden haben, mussten wir die Chance nutzen. War natürlich nicht so gut wie ein richtiges stinkiges Schweizer Käsefondue, aber es war trotzdem lecker. 🙂

Dritter Beitrag

«Die Zeit vergeht wie im Flug», dieser Ausdruck beschreibt mein Leben gerade am besten! Nun bin ich schon einen ganzen Monat hier in Japan und trotzdem ist immer noch jeder Tag so abwechslungsreich! Da ich nach zwei Wochen Schule schon wieder Herbstferien hatte, konnte ich meine Tage so gestalten, wie ich es gerne wollte. Somit ging ich manchmal spontan mit meinen Freunden in ein Einkaufszentrum und wir assen zusammen zu Mittag oder zu Abend. Die Preise für eine grosse Portion sind vergleichsweise zu der Schweiz sehr tief, was ich sehr cool finde! Vor allem war bis jetzt wirklich jedes Essen, das ich probiert habe köstlich und ich würde auch sagen, dass mein meistbenutztes Wort momentan «Oishii» ist, was übersetzt lecker bedeutet. 🙂

Ausflüge nach Tokyo durften natürlich auch nicht fehlen, weshalb ich mit meiner Gastmutter und einer Austauschschülerin für einen Tag nach Tokyo gegangen bin. Wir besuchten die Takeshita Street, die vor allem von Jugendlichen besucht wird. Dort gibt es riesige Zuckerwatten, herzige Cafés und haufenweise bunte Läden mit verrückten Styles. Danach ging es weiter nach Shibuya, die nur eine Station weiter ist. Ich bin immer wieder überwältigt, wie viele Leute jedes Mal über diese Strasse gehen. Das zweite Mal, als ich in Tokyo war, ging ich mit einer Austauschschülerin und ihrer Gastmutter nach Ginza in ein Aquarium. Dabei liehen wir uns ein traditionelles Gewand namens Yukata aus, das sehr berühmt ist hier in Japan. Da man sich in diesem Kleid nicht sehr gut bewegen kann, kommt man nur mit sehr kleinen Schritten voran. Wir fanden das super lustig, da wir jedes Mal wahrscheinlich so bescheuert ausgesehen haben, wenn wir noch schnell die Strasse überqueren mussten und dabei nicht sehr grosse Schritten machen konnten. Das Aquarium selber hat mir eigentlich sehr gefallen, nur taten mir die Fische, die in einem viel zu kleinen Aquarium ohne Pflanzen und wenig Platz leid.

Mein persönliches Highlight war aber der Wochenendausflug mit meiner Gastfamilie. Für uns ging es für eine Nacht in die Berge, genauer gesagt nach Karuizawa. Dort übernachteten wir für einen Tag in einem Hotel und ich durfte zum ersten Mal in eine Onse gehen. Ich habe mich mega darauf gefreut und es war wirklich wunderschön! Man sass in einem etwa 40 Grad heissen Becken und hatte einen wunderbaren Blick auf den noch aktiven Vulkan Asamayama. Ich war danach auch so entspannt, dass ich am nächsten Tag die ganze Autofahrt schlief und zu Hause gerade wieder ins Bett fiel und bis am nächsten Tag durchschlief.

Wenn ich ehrlich bin, dann bin ich momentan einfach nur von diesem Land fasziniert! Die Kultur, das Essen und die Menschen sind einfach so besonders und verzaubern mich jedes Mal! Wenn mich die Leute fragen, was mir nicht so gefällt, dann kann ich ihnen nie eine Antwort geben. Wenn ich aber etwas finden müsste, was mir hier weniger gefällt als in der Schweiz, dann würde ich sagen, das Frühstück. Ein einfaches Stück Zopfbrot mit Butter und Marmelade vermisse ich schon manchmal. Aber auch dafür gibt es eine Lösung! Da ich schon öfters zu Hause einen Zopf gemacht habe, kenne ich das Rezept. Wieso also nicht einfach einen selber backen? Bin schon gespannt, wie es meiner Gastfamilie schmeckt 🙂

Zweiter Beitrag

Nachdem ich eine Woche lang vieles erkundet und ich mich langsam eingelebt hatte, fing am Montag der Ernst des Lebens an, die Schule 🙂 . Am Morgen durfte ich mich zuerst beim Schuldirektor, danach im Lehrerzimmer mit etwa 30 Lehrern und schlussendlich noch vor meiner Klasse auf Japanisch vorstellen. Dabei sagte ich immer wieder meine sechs auswendig gelernten Sätze auf und lächelte höflich, wenn sie mir auf Japanisch antworteten und ich jedes Mal kein einziges Wort verstanden habe. Danach ging es aber endlich mit dem Unterricht los und mir wurde schnell bewusst, dass es hier sehr viele Unterschiede zu meiner Schule in der Schweiz gibt. Zu Beginn und am Ende jeder Lektion müssen alle Schüler sich kurz vor dem Lehrer verbeugen, um so Respekt zu zeigen. Dabei ruft jedes Mal ein ausgewählter Schüler das Wort “Kiritsu”, was so viel wie “aufstehen” bedeutet und fordert somit alle anderen auf aufzustehen und sich zu verbeugen. Während dem Unterricht steht der Lehrer vorne und erklärt etwas oder gibt den Schülern Aufgaben. Dabei ist mir aufgefallen, dass es eher Frontalunterricht ist. Also das bedeutet, dass die Schüler zuhören und sich Notizen machen und ausschliesslich die Fragen vom Lehrer kommen. Ihm ist es dabei völlig egal, wenn nun ein Schüler während der Lektion einschläft, weshalb das auch öfters passiert. Ich darf in der Lektion an meinen eigenen Sachen arbeiten. Auch wenn ich fast nie etwas verstehe, nehme ich an den Prüfungen teil. Es macht eigentlich auch riesen Spass, da die Prüfungen für mich sowieso nicht zählen.

Am Mittag ist es üblich, dass jeder seine eigene Lunchbox mitnimmt und man dann als Klasse im Klassenzimmer zusammen Mittag isst. Und das, obwohl es eigentlich eine Mensa gibt, wo man sich Ramen oder Curry-Reis holen könnte. Danach geht es mit dem Unterricht weiter und etwa um 15:30 Uhr ist dann die Schule vorbei, aber bevor es nach Hause oder zu irgendeiner Clubaktivität geht, gibt es noch einige Aufgaben zu erledigen. Da die Schule nicht viele Putzkräfte hat, wird nach dem Unterricht von den Schülern die Schule sauber gehalten. Zum einen muss jede Klasse ihr eigenes Zimmer sauber halten und zum anderen bekommen sie noch eine separate Aufgabe. Das kann vom Schulflur bis zum Badezimmer putzen gehen. Meine Gruppe musste diese Woche das Badezimmer putzen. Dabei muss man das Klopapier auffüllen, die Mülleimer entleeren und auch das WC putzen. Ich finde das sehr erstaunlich. Meine Schule in der Schweiz hat Mitarbeiter, die dafür sorgen, dass die Schule ordentlich bleibt. Somit gibt es Schüler, die es einfach nicht interessiert, wie sie ein Zimmer hinterlassen. Hier in Japan nimmt jeder viel mehr Rücksicht auf solche Sachen. Und ich muss ehrlich sagen, das Badezimmer mit meinen Klassenkameraden zu putzen macht eigentlich noch sehr viel Spass :). Nachdem die Schule also ordentlich ist, geht es für viele in eine Clubaktivität. Das wird hier in Japan sehr angesehen und die Aktivitäten finden auch meistens bis zu fünfmal in der Woche statt. Ich habe mich sehr schnell für Tennis entschieden, obwohl ich darin eigentlich gar nicht so gut bin. Aber am Abend bei Sonnenuntergang draussen mit meinen Freunden Tennis zu spielen, finde ich gar nicht so schlecht.

Wenn ich nicht in der Schule oder mit Freunden unterwegs bin, dann liebe ich es, Zeit mit meiner Gastfamilie zu verbringen. Auch wenn ich oft spät nach Hause komme, geniesse ich die Momente mit meiner Gastfamilie sehr. Es wird viel gelacht, geredet oder viel Blödsinn mit meiner Gastschwester gemacht. Und jedes Mal falle ich todmüde, aber immer mit einem Lächeln im Gesicht ins Bett.

Erster Beitrag

Stell dir vor, dass du für fast ein Jahr in einem völlig fremden Land lebst, wo du weder die Kultur, die Sprache noch das Umfeld richtig kennst. Dort lernst du neue Leute kennen, mit denen du einzigartige Erinnerungen erlebst. Klingt nach Abenteuer, nicht wahr? Hast du Lust, in so ein Abenteuer einzutauchen? Dann bist du hier genau richtig! Konnichiwa und willkommen zu meinem Blog. Ich bin Samira, 16 Jahre alt und bin in einem kleinen Dorf im Engadin aufgewachsen. Seit kurzem lebe ich nun für fast ein Jahr in der Nähe der grössten Stadt der Welt. Die Rede ist von Tokyo mit etwa 38 Millionen Einwohnern. Kurz vor meiner Abreise konnte ich es gar nicht glauben, dass jetzt ein völlig neues Leben beginnt. Diese Zeit genoss ich noch besonders fest mit meiner Familie und Freunden. Und dann war es auf einmal so weit. Ich stand am Flughafen, hoffte, dass sie meinen viel zu schweren Koffer, den ich nur gerade so zubekam, mit in den Flieger nehmen würden und ich mich mit Tränen von meiner Familie verabschiedete.

Dreizehn Stunden später, mit etwa zwei Stunden Schlaf, kam ich am Morgen am Narita Flughafen an und konnte somit endlich meine Gastfamilie kennenlernen. Sie alle standen da, mit einem wunderschönen Plakat und einem breiten Grinsen. Ich fühlte mich sofort wohl. Auch die 1h Autofahrt zu einem Restaurant war super lustig. Sie alle konnten nicht sehr gut Englisch, weshalb viel mit Gestik und Translator kommuniziert wurde. Jedes Mal, wenn ich etwas auf Japanisch sagte, waren sie beeindruckt. Auch wenn es nur ein einfaches Ja war 🙂 Am Restaurant angekommen, erwarteten mich meine zwei anderen Gastfamilien und die Rotary Mitglieder. Wir assen zusammen Mittagessen und danach ging es endlich zu meinem neuen Zuhause. Ausruhen konnte ich mich aber nicht lange, da ich am Nachmittag meine Gasteltern zu einem Tanzfestival begleitete. Meine jüngere Gastschwester trat dort mit ihrer Gruppe auf. Ich war wirklich überrascht, wie gut sie alle tanzen konnten. Zum Abschluss gingen wir noch zu einem traditionellen Markt, wo wir uns genug japanische Spezialitäten holten.

Nur schon am ersten Tag bekam ich schon so viele Eindrücke in die Kultur, aber auch die nächsten Tage waren spannend. Sie zeigten mir in der Stadt Kawagoe einen wunderschönen Schrein und was man dort alles machen konnte. Ein paar Tage später habe ich mit all den Austauschschülern aus meinem Distrikt mehr über die Regeln von Japan und das berühmte Bad gelernt. Natürlich durfte dafür das traditionelle Frühstück nicht fehlen! Für meinen Geschmack zu früh am Morgen für Reis und Fisch 🙂

Somit lernte ich von Tag zu Tag immer mehr die verschiedenen wunderschönen Seiten von Japan kennen und kann es kaum erwarten, noch mehr zu sehen.