Anna P. in Ecuador

Mein Jahr in Ecuador

28.08.2022

Elfter Beitrag

Den Gedanken Ecuador verlassen zu müssen und wieder zurück in die Schweiz zu fliegen, wollte ich gar nicht zulassen. Gerade der letzte Monat war der schönste des ganzen Jahres; ich fühlte mich bei meiner Gastfamilie vollkommen zu Hause und bezeichnete sie schon lange als meine zweite Familie. Ich hatte die besten Freunde gefunden, die mir den Abschied so unglaublich schwer machten. Auch an das Essen hatte ich mich endlich gewöhnt und die Schule machte mir so unglaublich Spass, dass ich wirklich Angst hatte all das hinter mir zu lassen und dieses Leben nie wieder haben zu können.

Als ich Ende August 2022 in das Flugzeug nach Ecuador gestiegen bin, hatte ich so viele Zweifel da ich keine Ahnung hatte, was mich erwarten würde. Doch am Ende meines Aufenthaltes wurden keine dieser Zweifel wahr und ich hatte die beste Zeit meines Lebens in Ecuador.

Natürlich freute ich mich meine Familie und meine Freunde in der Schweiz endlich wieder zu sehen, doch gleichzeitig wusste ich nicht, wann und ob ich meine ecuadorianische Familie und Freunde wieder sehen würde.

Ich wusste, dass ich vor allem meine Gastfamilie, besonders meine kleine Gastschwester, unglaublich vermissen werde, aber auch meine Freundesgruppe, die ich in den letzte Monaten gefunden hatte. Und auch wenn ich mich sehr auf die Schweizer Freiheit freute, wusste ich, dass ich dieses ganz spezielle Gefühl des Austauschjahres unglaublich vermissen werde. Dieses Gefühl kennen nur Austauschschüler *innen und es ist unmöglich dies zu beschreiben. Auf etwas freute ich mich aber sehr: das Essen in der Schweiz. Die ecuadorianischen Gerichte schmeckten mir zwar ganz gut, aber sie werden niemals Raclette und Rösti übertreffen. 🙂

Ich bin so unglaublich dankbar, dass ich diese Möglichkeit bekommen habe und ein Jahr in eine komplett andere Welt eintauchen konnte. Ich lebte den ecuadorianischen Lebensstil und habe dabei unglaublich viel über andere Kulturen aber auch über mich selbst gelernt.

Zehnter Beitrag

Spanisch zu lernen, fiel mir zum Glück nicht schwer. Nach 9 Monaten konnte ich es fliessend sprechen, ohne nach den richtigen Worten zu suchen und verstand praktisch alles. Da meine Gastfamilie nur Spanisch spricht, war ich gezwungen von Anfang an Spanisch zu sprechen. Meine kleine Gastschwester hat mir besonders geholfen, da sie mit mir viel gespielt hat und mir so die Sprache auf einfache Weise beigebracht hat. Gerade am Anfang hat sie mir oft spanische Wörter auf eine Tafel geschrieben und ich habe dann die deutsche Übersetzung aufgeschrieben. So haben wir beide eine neue Sprache gelernt. 🙂

Ich hatte aber auch Spanisch Unterricht. In den ersten beiden Monaten haben mir meine Gasteltern einen online Spanischkurs bei einer ecuadorianischen Lehrerin gezahlt. Da diese nach ein paar Monaten aber aufgehört hat zu unterrichten, hatte ich für weitere 4 Monate einen online Kurs bei einer deutschen Spanischlehrerin. Auch dieser fand einmal in der Woche online statt. Gerade am Anfang kann ich es nur empfehlen, Sprachkurse zu machen. Ich hatte das grosse Glück, dass mir meine Gasteltern die ersten Lektionen zahlten, aber auch sonst, gibt es in praktisch jeder grösseren Stadt Sprachschulen für die jeweiligen Landessprachen. Ich glaube aber auch, dass ich die Sprache auch ohne den zweiten Kurs schnell gelernt hätte. Dieser war vor allem gut, um die grammatikalischen Regeln zu lernen, aber das Sprechen habe ich vor allem durch meine ecuadorianischen Kontakte und Gastfamilie gelernt.

Da ich mit den anderen Austauschschülern auf den Reisen von Rotary immer Englisch gesprochen habe, hat sich auch mein Englisch in dem Jahr stark verbessert.

Ich bin sehr stolz auf meine sprachlichen Fortschritte und kann jedem zukünftigen Austauschschüler nur raten, so früh wie möglich anzufangen mit dem Versuchen in der Landessprache zu sprechen. Man muss auch wirklich keine Angst haben Fehler zu machen, die Menschen dort freuen sich immer, wenn man versucht ihre Sprache zu sprechen und zu lernen.

Neunter Beitrag

Im April 2023 hatte ich dank Rotary die Möglichkeit einen Ort zu besuchen, an den nur die wenigsten Menschen mal reisen – die Galapagos Inseln! Zusammen mit den anderen Austauschschülern aus aller Welt, die mittlerweile meine besten Freunde waren, verbrachte ich fünf Tage an diesem so beeindruckenden Ort. Wir sind schnorcheln gegangen, haben die bekannten Galapagos-Riesenschildkröten gesehen und haben auch sonst sehr viel erlebt. Das war definitiv eine einzigartige Reise.

Aber auch sonst habe ich schon viel von dem Land gesehen: mit meiner Gastfamilie war ich für eine Woche in den Ferien in den Anden, mit meiner besten Freundin habe ich drei wunderschöne Tage bei ihren Verwandten in einem abgelegenen Dorf auf dem Land verbracht und im Januar war ich ebenfalls mit den anderen Austauschschülern für eine Woche im Amazonas. Dort haben wir Piranhas gefischt, haben Exkursionen durch den Wald gemacht, haben dabei einzigartige Tiere und Pflanzen gesehen und haben einen Tag eine indigene Familie begleitet, was unglaublich beeindruckend war. Generell habe ich in den letzten Monaten so viel über die Menschen und die Kultur in diesem mir mittlerweile gar nicht mehr so fremden Land gelernt, so dass ich mich hier wirklich wie zu Hause fühle. Ecuadorianer:innen sind wirklich sehr gastfreundlich und freuen sich uns ihre Lebensweise und Land näher vorzustellen. Auch an das Essen habe ich mich mittlerweile gewöhnt und es schmeckt mir meistens sehr gut. Nur an die tägliche Portion trockenen Reis werde ich mich wohl nie gewöhnen…

Achter Beitrag

Ich bin sehr gerne in die Schule gegangen. Ich hatte eine tolle Klasse und auch mit den meisten Lehrpersonen habe ich mich gut verstanden. Meine Schule war die teuerste Privatschule der ganzen Stadt und generell bekannt in Ecuador. Das hat man auch gemerkt: Die Schule achtete sehr auf ein positives Erscheinungsbild und es gab viele Events, bei denen Aussenstehende die Schule besuchen konnten. Da die Schule grossen Wert auf Sprachen legt, hatte ich einige Fächer auf Englisch, wie «Economics» oder «Project and Design». Ausserdem lernen alle Schüler Portugiesisch und in den unteren Klassen gibt es auch noch französisch Unterricht.

Meine ecuadorianische Schule war sehr anders als meine Schweizer Schule. Einer der grössten Unterschiede ist, dass alle Schüler und Schülerinnen von der 1. bis in die 13. Klasse (Abschlussklasse) in dieselbe Klasse gehen. Es gibt keine Unterteilungen in verschiedene Leistungslevels nach ein paar Jahren. Auch die Möglichkeit nach 9 Jahren eine Lehre anzufangen ist nicht gegeben. In Ecuador gibt es nach den 13 Jahren der obligatorischen Schule nur die Option eine Universität zu besuchen. Auch ein grosser Unterschied ist, dass der Unterricht generell sehr viel lockerer ist als in der Schweiz. Es ist völlig normal, dass Lehrer manchmal einfach nicht auftauchen. Da es aber nicht möglich ist, das Gelände alleine zu verlassen, muss man jeden Tag 7 Stunden in der Schule sein und kann nicht früher nach Hause oder später in die Schule kommen, falls mal eine Stunde ausfällt.

Von September bis Februar war ich in der 12. Klasse (in der CH wäre ich in der 11. gewesen) und nach zwei Monaten (Sommer-)Ferien kam ich für die letzten zwei Monate noch in die Abschlussklasse. In jeder Stufe wechselt die Klassenlehrperson. Ich verstand mich mit beiden gut, auch wenn beide nicht zu meinen Lieblingslehrerinnen gehörten.

Etwas, was ich sehr schön fand und jetzt in der Schweiz sehr vermisse ist der enge Kontakt und der Klassenzusammenhalt, den die Schüler untereinander hatten. Obwohl die Schule für ecuadorianische Verhältnisse (ca. 1000 Schüler) sehr gross war, kannte jeder jeden und man hatte auch viele Freundschaften ausserhalb der eigenen Klasse. Generell wurde das Gemeinschaftsgefühl von der Schulleitung und den Lehrerpersonen stark gefördert. Auch das Verhältnis zwischen den Lehrern und den Schülern war viel enger. Wir nannten z.B. unsere Lehrer beim Vornamen und am Geburtstag einer Lehrperson wurde dies von den Schülern immer mit einer kleinen Party im Klassenzimmer gefeiert.

Siebter Beitrag

Ich habe meinen Rotary Club gleich am Tag meiner Ankunft kennengelernt. Da mein Gastvater der Präsident des Clubs war, hat er alle Mitglieder des RC an diesem Abend zu uns nach Hause eingeladen. Ich musste mich mit meinen wenigen Spanischkenntnissen vorstellen, wir haben Bilder gemacht, ich habe das Geschenk (ein Schweizer Taschenmesser), das ich für meine YEO mitgebracht habe, übergeben und auch mein Club hatte ein Willkommensgeschenk für mich, was mich sehr gefreut hat. Ich war ebenfalls überrascht, dass der Club mehrheitlich aus Frauen bestand und die meisten Mitglieder nicht älter als 50 Jahre waren.

Doch nach diesem Abend hatte ich sehr lange nicht direkt etwas mit dem Club zu tun, da ich nicht wie andere Austauschschüler jede Woche zu den Clubessen gehen musste. Von meinem Gastvater bekam ich alle wichtigen Informationen für Events wie zum Beispiel einer Geschenkaktion kurz vor Weihnachten in einer öffentlichen Schule oder einen Umzug aller Rotary Clubs der Stadt.

Mein Club war sehr neu. Er wurde 2019 gegründet und ich war die allererste Austauschschülerin, die sie je aufgenommen hatten. Ich habe schnell gemerkt, dass viele von den Clubmitgliedern nicht wirklich wussten, was ihre Aufgabe mit Austauschschülern war, doch ich wusste, dass ich meiner YEO im Falle eines Problems immer schreiben konnte. Auch das monatliche Taschengeld habe ich immer rechtzeitig erhalten.nEbenfalls anders als viele Austauschschüler musste ich nie eine Präsentation über die Schweiz vor meinem Club in Ecuador halten. Die einzige Präsentation, die ich machen musste, war am Ende des Jahres. Ich musste über meine Erfahrungen und Erlebnisse während meines gesamten Austauschjahres sprechen, was mir sehr gefallen hat, da ich dadurch das Jahr nochmals reflektieren konnte und gemerkt habe, wie viel ich erlebt und gelernt hatte.

Sechster Beitrag

Ich hatte das grosse Glück schnell Freunde gefunden zu haben. Mit einer anderen schweizer Austauschschülerin, die in die gleiche Schule ging wie ich, habe ich mich sehr eng angefreundet und wir haben uns fast jedes Wochenende getroffen. Wir haben uns gegenseitig bei Problemen geholfen und sie war eine sehr wichtige Person für mich in diesem Jahr. Es war toll immer jemanden zu haben, die in derselben Situation wie ich steckte. Wir haben auch jetzt noch viel Kontakt und sehen uns regelmässig.
Aber ich hatte auch viele ecuadorianische Freunde. Da Ecuadorianer sehr offen sind, hatte ich nie das Gefühl alleine zu sein oder keine Freunde zu haben. Ich hatte immer jemanden zum Reden, was sehr schön war. In der Schule wusste jeder, dass ich eine Austauschschüler bin und viele waren interessiert mich kennenzulernen. Nach ein paar Monaten hatte ich dann auch meine beste Freundin gefunden und verbrachte mit ihr jede Minute in der Schule. Sie war in der gleichen Klasse wie ich. Im Dezember (also nach ca. 3 Monaten) bin ich das erste Mal zu ihr nach Hause und ab diesen Tag waren wir unzertrennlich. Auch ihre Eltern habe ich rasch in mein Herz geschlossen und sie wurden dadurch schnell meine zweite ecuadorianische Familie (ihr müsst wissen, dass ich meine Gastfamilie nie gewechselt habe, aber ich habe sehr viel Zeit mit der Familie meiner besten Freundin verbracht, sodass es sich anfühlte, als wären sie meine echte Familie). Gegen Ende des Austauschjahres haben sie mich auch oft zu ihrem Strandhaus oder ihren Verwandten mitgenommen.

Ich habe mit meinen Freunden oft in Restaurants zu Abend gegessen oder wir haben uns bei jemanden zu Hause getroffen. Manchmal sind wir auch auf Partys oder auf den kleinen Freizeitpark der Stadt gegangen.
Das Schöne an all meinen ecuadorianischen Freundschaften aber ist, dass ich noch immer engen Kontakt mit den meisten pflege. Einige meiner Freunde planen, mich in den nächsten Monaten hier in der Schweiz zu besuchen und manche wollen sogar in Europa studieren. Somit werde ich hoffentlich die Kontakte nicht verlieren.

Fünfter Beitrag

Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen Weihnachten bei 30°C, in kurzen Hosen und T-Shirt zu feiern und ich war sehr gespannt auf diese neuen Erfahrungen. Es begann schon Anfang November als meine Gastmutter das ganze Haus mit blinkenden Lichterketten, fake Schneemännern aus Karton und einem von glänzenden Lametta überhäuften Plastiktannenbaum dekorierte.
In Ecuador feiert man nicht wirklich Advent aber in der Schule werden neun Tage vor Weihnachten jeden Morgen aufwendige Krippenspiele, sogenannte «Novenas», mit viel Gesang und manchmal auch Tanzeinlagen vorgespielt. Jeden Tag ist eine andere Klasse dran. Am letzten Schultag, das war der 23. Dezember, gab es eine grosse Weihnachtsfeier mit der ganzen Schule und das Highlight des Tages war, dass wir nicht die Schuluniform tragen mussten, sondern in ‘normalen’ Kleidern in die Schule kommen durften.

Ich wusste, dass Weihnachten ohne meine Familie und die gewohnten Traditionen nicht einfach werden würde für mich und so kam es auch. Den Abend des 24. Dezembers verbrachte meine Gastfamilie mit der Familie meiner Gasttante. Nach dem Verteilen der Geschenke und ungefähr 1000 Fotos gab es kurz vor Mitternacht Abendessen. Ich hatte gehofft, dass ich wenigstens an Weihnachten keinen Reis essen muss, doch ich habe die Ecuadorianer und ihre Liebe zu Reis wirklich unterschätzt und so bekam ich auch an Heiligabend einen grossen Teller mit Reis und Fleisch…
Den ganzen Abend über hatte ich starkes Heimweh und auch die nächsten Tage wurde es nicht viel besser. Ich habe meine Familie und generell Weihnachten in der Schweiz unglaublich vermisst. Die Weihnachtszeit war leider eine der schwierigsten Zeiten meines Austauschjahres. Doch mit dem Beginn des neuen Jahres, verschwand mein Heimweh und ich ging voller Vorfreude auf die bevorstehenden sechs Monate in das Jahr 2023.

Vierter Beitrag

Meine Gastfamilie bestand aus meinen beiden jüngeren Gastschwestern und meinen Gasteltern. Meine Gastschwestern waren neun und sechzehn Jahre alt. Ich habe mich von Anfang an sehr gut mit meiner Gastfamilie verstanden und habe mich schnell zu Hause gefühlt. Sie haben sich grosse Mühe gegeben, mir das Gefühl von einem echten Zuhause zu ermöglichen und haben mich gleich von Beginn in die Familie integriert. Ausserdem gehörten zu der Familie auch drei Hunde und eine Katze, die schnell meine emotionalen Unterstützer wurden.
Ich hatte auch das Glück, dass meine Gastfamilie viel Zeit mit ihren Verwandten verbrachte. Wir haben fast jeden Abend und jeden Mittag bei meiner Gastgrossmutter gegessen. So hatte ich viel Kontakt zu meinen Cousinen, Onkeln, Tanten bis hin zu den Urgrosseltern. Das gab mir zusätzlich das Gefühl eine zweite Familie gefunden zu haben.

Die meiste Zeit habe ich allerdings mit meiner kleinen Gastschwester verbracht. Auch wenn sie in den ersten Wochen noch sehr schüchtern war und sehr wenig mit mir sprach (was auch an meinen fehlenden Spanischkenntnissen gelegen hat), haben wir im Laufe der ersten Monate ein sehr enges Verhältnis aufgebaut und jetzt ich ist sie für mich wie meine echte kleine Schwester. Wir haben jeden Abend zusammengespielt, ich habe ihr backen und sie mir Spanisch beigebracht.
Mit meinen Gasteltern habe ich mich auch sehr gut verstanden. Ich schätze an ihnen sehr, dass sie mir von Anfang an vertraut haben und mir viele Freiheiten gegeben haben. Sie haben mich wie ihre echte Tochter behandelt, was nicht selbstverständlich ist.

Dritter Beitrag

In den ersten Monaten meines Austauschjahres war ich damit beschäftigt mir ein Leben an der anderen Seite der Welt aufzubauen. Am Anfang habe ich viel mit meiner Gastfamilie unternommen und sie haben mir geholfen mich schnell einzuleben. An den Wochenenden haben sie mir viele Orte in der Region und der Stadt gezeigt. Nach ein paar Wochen habe ich auch immer öfter etwas mit Freunden unternommen. Sie sind mit mir auf Partys gegangen, haben mir ihre Lieblingsrestaurants gezeigt oder wir haben uns in einem Park getroffen. In dieser Zeit war ich überhäuft von neuen Eindrücken und neuen Bekanntschaften und musste erst noch herausfinden, wer von diesen ganzen neuen Menschen in meinem Leben nun wirklich meine engen Freunde waren.

Eine der grössten Umstellungen für mich war definitiv das Essen. In Ecuador essen die Menschen sehr viel Reis. Es gibt zu jeder Mahlzeit einen Teller Reis dazu. Das war sehr anstrengend für mich und nach ein paar Wochen hatte ich genug von dem ganzen Reis. Allerdings gibt es in Ecuador natürlich auch Gerichte ohne Reis. An der Küstenregion, wo ich lebte, essen die Menschen auch sehr viel Fisch, Süssbananen und Käse. Eines meiner Lieblingsgerichte ist «Ceviche». Das ist eine kalte Fischsuppe mit Zwiebeln, Tomaten, Zitronensaft und ganz wichtig sind die Süssbananenchips («Chifles»), die man zerkleinert dazugibt. Das hört sich vielleicht nicht sehr appetitlich an und ich war zuerst auch skeptisch gegenüber der Suppe, doch sie ist wirklich sehr lecker.

Das ecuadorianische Essen ist sehr anders als das Essen in der Schweiz und es war für mich am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig. Doch nach ein paar Monaten hatte ich mich daran gewöhnt. Allerdings habe ich mich in den zwei Monate nach meinem Austauschjahr geweigert Reis zu essen, da ich das Gefühl hatte, genug Reis für mein ganzes Leben gegessen zu haben 🙂

Zweiter Beitrag

Nach dem ersten Monat in Ecuador hatte ich bereits mehr erlebt als in dem ganzen vorherigen halben Jahr zu Hause. Ich hatte viele neue interessante Menschen getroffen und jede Menge über die Kultur gelernt. Dieser erste Monat war definitiv der aufregendste meines Jahres in Ecuador. Ich musste mich nicht nur in einem neuen Umfeld und eine neue Familie einleben, ich musste auch mit dem Schulwechsel kämpfen und neue Freunde finden. Auch wenn ich mich für den Schulwechsel entschieden hatte, war es ein sehr schwerer Schritt. Ich habe mich auf der neuen Schule zwar wohler gefühlt und meine Mitschüler:innen waren auch alle sehr nett, trotzdem war es für mich am Anfang schwer, enge Freundschaften zu schliessen. Doch ich habe versucht mich nicht unter Druck zu setzen, schliesslich braucht alles seine Zeit.

Ein Highlight der ersten paar Wochen war auf jeden Fall die erste Reise, die ich mit Rotary Ecuador unternehmen konnte. Zusammen mit fast 60 anderen Austauschschüler:innen aus der ganzen Welt habe ich 5 Tage in der Stadt «Baños de Agua Santa» verbracht. Das ist eine berühmte Stadt in den ecuadorianischen Anden mit vielen Attraktionen für Touristen. Ich habe dort Freundschaften für mein Leben geschlossen und viel von den anderen Jugendlichen gelernt. Es war toll sich mit Leuten in meinem Alter, welche in der genau gleichen Situation wie ich steckten, auszutauschen.

Auch bei meiner Gastfamilie habe ich mich wohl gefühlt. Ich habe mich bemüht immer offen und interessiert gegenüber all dem Neuen zu sein. Sie haben sich sehr gut um mich gekümmert und mir gleich von Anfang an das Gefühl gegeben, Teil ihrer Familie zu sein.

Die ersten Wochen waren eine Achterbahn der Gefühle und Emotionen. Meine Stimmung änderte sich stündlich. Und trotzdem habe ich es nie bereut dieses Abenteuer gestartet zu haben und konnte es kaum erwarten, was ich noch alles in Ecuador erleben würde.

 

Erster Beitrag

¡Hola a todos!

Mein Name ist Anna und ich bin 17 Jahre alt. Ich wohne in Baden AG und besuche zurzeit die Kantonsschule in Wettingen. In meiner Freizeit treffe ich mich gerne mit Freunden oder gehe skaten. Im letzten Jahr habe ich in dem wunderschönen Land Ecuador gelebt und dort das beste Jahr meines Lebens verbringen dürfen. Ich habe mich für dieses Land in Lateinamerika entschieden, da es an der Country Fair im November 2021 vorgestellt wurde und mich gleich sehr interessiert hat. Ich war fasziniert von der enormen Vielfältigkeit und der Kultur des Landes.

Tatsächlich ging es dann für mich am 28. August 2022 los in das grösste Abenteuer meines Lebens. Ich musste mich von meiner Familie und Freunden am Flughafen Zürich verabschieden und habe mich mit zwei anderen Austauschschülerinnen auf den Weg nach Ecuador gemacht. Die Tage vor der Abreise waren sehr emotional und aufregend. Ich hatte viele Zweifel und auch ein bisschen Angst, da ich nicht wusste, was mich in diesem fremden Land erwarten würde. Aber ich habe mich auch sehr auf diese Herausforderung gefreut und konnte es kaum erwarten meine Gastfamilie kennenzulernen.

Nach 17 Flugstunden, mit zwei Zwischenstopps in Madrid und Quito (Ecuadors Hauptstadt), sind wir in der Hafenstadt Guayaquil gelandet und wurden von unseren Gastfamilien herzlich empfangen. Ich wohnte in Portoviejo. Eine Stadt, die in drei Stunden von Guayaquil mit dem Auto erreichbar ist. Portoviejo ist die Hauptstadt der Provinz Manabi und nur 30 Minuten von der Pazifikküste entfernt.

Ich habe mich von Anfang an sehr gut mit meiner Gastfamilie verstanden. Obwohl ich praktisch kein Wort Spanisch sprach und wir uns die ersten Wochen nur mit dem Google Übersetzer verständigen konnten, habe ich schnell gemerkt, dass ich mich in dieser Familie sehr wohl fühle. Sie haben sich viel Zeit für mich genommen und waren offen, meine Kultur und mich kennenzulernen.

Die erste Woche war sehr aufregend. Alles war anders als in der Schweiz: das Essen, die Sprache, ich hatte plötzlich zwei jüngere Schwestern, die Kultur… Doch die grösste Umstellung war wohl die Schule. Gleich zwei Tage nach meiner Ankunft hatte ich meinen ersten Schultag. Meine Klassenkameraden waren sehr nett und waren genau so aufgeregt wie ich, da es für viele das erste Mal war, dass sie mit jemanden aus Europa Kontakt hatten. Die Schule war eine sehr religiöse Schule. Handys oder andere elektronische Geräte mussten vor der ersten Stunde im Sekretariat abgegeben werden und durften erst nach der Schule um 16:00 abgeholt werden (ich durfte mein Handy allerdings für den Übersetzer behalten). Vor dem Mittagessen mussten die Schüler beten und durften sich erst setzen, wenn der Klassenlehrer das Essen gesegnet hatte. Auch dass wir eine Schuluniform tragen mussten, war neu für mich.

In dieser Schule blieb allerdings nur zwei Wochen, weil ich merkte, dass die Schule nicht auf die Betreuung von Gastschülern eingerichtet war. Dass meine Gasteltern diesen Wechsel ermöglicht haben, bin ich ihnen sehr dankbar. In der neuen Schule fühlte ich mich von Anfang an sehr wohl und fand sehr schnell meine besten Freunde, die mich das ganze Jahr über begleitet haben.

Ich fand es sehr spannend in diese neue und so andere Welt einzutauchen und habe von Anfang an gewusst, dass ich gerade etwas einmaliges und sehr besonderes erlebe.